Mächtige frühkeltische Befestigungsmauern und Hausgrundriss auf der »Große Heuneburg« entdeckt

Nach über 100 Jahren fanden in diesem Jahr erstmals wieder archäologische Ausgrabungen auf der Höhensiedlung »Große Heuneburg« bei Zwiefalten-Upflamör statt. Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege Baden-Württemberg legten eine mächtige Befestigungsmauer aus frühkeltischer Zeit sowie die Reste eines großen Gebäudes frei.

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Frühkeltische Befestigung
Freigelegte frühkeltische Befestigungsmauer auf der »Große Heuneburg« bei Zwiefalten-Upflamör. Foto: RP Stuttgart

Im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten zwölfjährigen Projektes führen Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege unter der Leitung von Prof. Dr. Dirk Krausse seit 2014 Ausgrabungen im weiteren Umland des frühkeltischen Fürstensitzes Heuneburg bei Herbertingen-Hundersingen durch. Nach fast 100-jähriger Unterbrechung finden seit 2016 erstmals auch wieder archäologische Ausgrabungen auf der beeindruckenden Höhensiedlung »Große Heuneburg« bei Zwiefalten-Upflamör statt. Bereits in dieser ersten Grabungskampagne gelang es den Archäologen, eine mächtige Befestigungsmauer der frühkeltischen Zeit und die Reste eines großen Gebäudes freizulegen.

Die heute dicht bewaldete Große Heuneburg gliedert sich in eine von Wällen umgebene, mehr als fünf Hektar große Hauptburg und einen an die Nordseite anschließenden 1,5 Hektar großen befestigten Annex. Unterhalb des Plateaus umziehen breite Terrassen den Süden und Westen der Anlage. Erste Grabungen fanden bereits 1921 durch den Archäologen Gerhard Bersu statt. Er legte mehrere kleine Grabungsschnitte sowohl im Inneren der Anlage als auch im Bereich der Befestigungen an.

2016 wurden die Befestigungsanlagen in der Hauptburg und im nördlichen Annex ausgegraben. Im Nordwesten der Hauptburg konnte eine beeindruckende zweischalige Trockenmauer aus Kalksteinen von 3,6 m Breite und noch bis zu 1,6 m Höhe dokumentiert werden. Besiedlungsschichten hinter der Innenfront enthielten zahlreiche frühkeltische Funde. Im Osten des Annexes wurde hingegen ein mit Steinen abgedeckter Erdwall mit einer Steinkonstruktion an der Außenseite freigelegt.

Bereits im Jahr 2015 wurden großflächige geomagnetische Prospektionen auf der Großen Heuneburg durchgeführt. Dabei zeigte sich ein 9 m x 16 m großer Hausgrundriss im Norden der Hauptburg. Bei ersten Sondagegrabungen konnten bereits sechs mächtige, noch bis zu 0,75 m tiefe Pfostengruben im südwestlichen Bereich dieses Gebäudes freigelegt werden. Das bislang geborgene Fundmaterial aus den Pfostengruben und der unmittelbaren Umgebung datiert ebenfalls in das 7. und 6. Jahrhundert v. Chr.

Die Große Heuneburg bildete in frühkeltischer Zeit sehr wahrscheinlich mit der Heuneburg bei Herbertingen-Hundersingen und dem Kultplatz auf der Alte Burg bei Langenenslingen sowie zahlreichen unbefestigten Gehöften, Weilern und Dörfern im Umfeld ein zusammengehörendes komplexes Befestigungs- und Siedlungssystem.