Frühkeltisches Frauengrab mit Goldschmuck geborgen

Überraschungsfund bei der Ausgrabung einer prähistorischen Siedlung in Kirchheim unter Teck

Am Rand der Stadt Kirchheim unter Teck stießen Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, die dort seit Juli 2014 im Zuge von Rettungsgrabungen tätig sind, auf einen außergewöhnlichen und unerwarteten Fund: Im Areal einer jungsteinzeitlichen Siedlung des 6. Jahrtausends vor Christus, das im Vorfeld von Erschließungsmaßnahmen für ein Gewerbegebiet derzeit flächig untersucht wird, konnte das Grab einer keltischen Frau aus der Zeit um 500 vor Christus geborgen werden. Fein gearbeiteter Goldschmuck, der im Kopfbereich der Bestattung lag, zeigt, dass die hier bestattete Frau der keltischen Oberschicht angehört haben muss.

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Goldringe aus Keltengrab
Diese Goldringe wurden im Keltengrab in Kirchheim unter Teck gefunden. Foto: LAD/Felix Pilz

Dr. Jörg Bofinger, Leiter der Ausgrabungen in Kirchheim, erläutert: »Die Überreste des Skeletts sind aufgrund des extrem kalkarmen Bodens nicht mehr erhalten. Anhand der Position der Grabbeigaben können wir allerdings die Lage der Bestattung gut rekonstruieren.« Links und rechts des Schädels lagen je drei kleine, fein verzierte Ringe aus Gold, die möglicherweise als Ohrringe oder ins Haar eingeflochten getragen wurden. Im Hinterkopfbereich lagen mindestens zwei kugelförmige Objekte aus flächig verziertem Goldblech, mit großer Wahrscheinlichkeit Nadelköpfe der Haar- oder Haubentracht, so Bofinger. Weiterhin lagen je ein Paar Arm- und Fußringe aus Bronze im Grab und an den Handgelenken trug die Tote Ketten aus kleinen schwarzen Perlen, die aus fossilem Holz, sog. Gagat, hergestellt wurden.

Die Schmuckstücke zeigen, dass hier eine Frau bestattet wurde und die Objekte erlauben eine erste zeitliche Einordnung des Fundes an das Ende der frühen Eisenzeit, etwa um 500 vor Christus. Damit ist das Grab rund 50 Jahre älter als der berühmte Keltenfürst von Hochdorf. »Frauengräber mit Grabbeigaben dieser Qualität kennen wir aus der frühen Keltenzeit nur sehr wenige«, betont Jörg Bofinger. Möglicherweise lag die Bestattung einst unter einem Grabhügel, der heute nicht mehr erhalten ist. Verfärbungen im Umfeld des Grabes zeigen, dass die Grablege in irgendeiner Weise obertägig kenntlich gemacht wurde.

Die Grablege wurde freigelegt und aufgrund weiterer zu erwartender Fundobjekte und zur Sicherung etwaiger organischer Reste als rund 500 Kilogramm schwerer Erdblock am Stück geborgen. In den Werkstätten der archäologischen Restaurierung am Landesamt für Denkmalpflege in Esslingen werden die Ausgrabungsarbeiten unter Laborbedingungen fortgesetzt werden.

Die Ausgrabungen in Kirchheim werden mit finanzieller Beteiligung der Stadt Kirchheim/Teck durchgeführt, wobei sich die gute Kooperation zwischen Stadt und Landesamt für Denkmalpflege auch bei dem neuen Fund zeigte: Die örtliche Feuerwehr half kurzfristig mit Personal und schwerem Gerät aus und trug entscheidend zur gelungenen Bergung des Grabes bei.

Im September werden die Ausgrabungen im Siedlungsareal der jungsteinzeitlichen Fundstelle fristgerecht abgeschlossen sein und die bereits begonnenen Erschließungsmaßnahmen können ohne Verzögerung fortgesetzt werden.