Nach Sprengungsarbeiten zur Materialgewinnung im Steinbruch der Firma Jura Cement hat der zuständige Sprengmeister Knochenreste, einen Zahn und Elfenbeinbruchstücke entdeckt, die auf Grund der Grösse und Fundlage einen Mammut vermuten liessen. Darüber hinaus waren an der gesprengten Wand noch fünf kreisförmige Strukturen sichtbar, die auf weitere Reste von Stosszähnen hindeuteten.
Die Benachrichtigung der Kantonsarchäologie über den möglichen Mammutfund geschah mit beispielhafter Schnelligkeit. Eine erste Sichtung der Tierreste und der Fundstelle durch Archäologen der Kantonsarchäologie Aargau und durch einen Archäozoologen und eine Archäologin vom Archäozoologischen Institut der Universität von Neuenburg bestätigten die ersten Mutmassungen.
Der Fund von einzelnen Mammutstosszähnen gehört zwar nicht zum Alltag der Archäologie, ist aber keineswegs selten. Ziemlich bald nach Grabungsbeginn wurde deutlich, dass sich die Fundstelle auf den Bereich der gesprengten Felskante konzentrierte. Ihre umgehende Ausgrabung durch die Kantonsarchäologie Aargau fand mit der fachlichen Unterstützung der Archäologin und des Archäozoologen aus dem Archäozoologischen Institut der Universität Neuenburg sowie von Geologen aus dem Naturama in Aarau und aus dem Institut für Geologie der Universität Bern statt. Für die Bergung mittels Eingipsen der spröden und zerbrechlichen Mammutreste stand ein mit solchen Funden erfahrener Restaurator vom Projekt Paléojura zur Seite und eine weitere grosse Hilfestellung erfuhr die Kantonsarchäologie durch die Leitung und das Personal der Firma, die mit Maschinen und Diensten für die gesamte Dauer der Ausgrabung zur Verfügung standen.
Für die Erforschung der Entwicklung der Tierwelt in der Eiszeit auf Schweizerischem Boden ist die neue Fundstelle von besonderem wissenschaftlichen Interesse. Die Mammutreste liegen direkt auf einer Moräne aus der vorletzten Eiszeit (von ca. 145000 bis 230000 Jahren vor heute) und wurden langsam zusedimentiert. Ob die Mammutexemplare bei Wildegg sich tatsächlich unmittelbar nach Ende der vorletzten Eiszeit in diesem Gebiet bewegt hatten, können erst die Ergebnisse der anstehenden naturwissenschaftlichen Untersuchungen zeigen. Würde sich jedoch diese Arbeitshypothese bestätigen, wäre dies ein bedeutender Beitrag an der Forschung der steinzeitlichen Fauna, da die bisher datierbaren Mammutfunde in der Schweiz zwischen 14000 und 48000 bis 55000 Jahre alt sind.