Über Umwege und Fortbildung zum Traumberuf Grabungstechniker
In die Archäologie wollte er schon immer. »Eigentlich von Anfang an«, meint Lukas Fischer. Jetzt hat er es über Umwege geschafft - als Erster in Westfalen über eine Fortbildung. Seit wenigen Tagen ist es Schwarz auf Weiß bescheinigt, dass er sich mit einem glatten »Gut« ab sofort geprüfter Grabungstechniker nennen darf. Er ist damit der Erste, der bei den Archäologen des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) die Fortbildung zum Grabungstechniker, ähnlich einer »normalen« Ausbildung, absolviert hat.
Die mittelalterlichen Ursprünge des Doms in Münster hat Lukas Fischer während der drei Jahre erkundet, die seine Fortbildung dauerte. Er war auf den Spuren der Römer in Haltern und erforschte die mittelalterlichen Ursprünge der Stadt Rheine. Castrop-Rauxel, Schöppingen, Münster-Sprakel: Der 23-Jährige ist viel in Westfalen herumgekommen. »Das war durchweg spannend - gerade die vielen verschiedenen Orte, die unterschiedlichsten historischen Hintergründe«, resümiert er.
Die Voraussetzung für die Fortbildung zum Grabungstechniker ist eine zuvor abgeschlossene technische oder handwerkliche Ausbildung. Lukas Fischer hatte Bauzeichner gelernt, bevor er seine Leidenschaft für die Archäologie entdeckte. Die drei Fortbildungsjahre in der LWL-Archäologie für Westfalen brachten ihn seinem eigentlichen Traumberuf näher. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Praxis. Der angehende Grabungstechniker arbeitete zusammen mit den Fachleuten bei vielen verschiedenen Ausgrabungen und ließ sich in die Archäologie Westfalens, in das Organisieren von Ausgrabungen und in die Dokumentation archäologischer Befunde und Grabungsergebnisse mit unterschiedlichsten Techniken einweisen. Verschiedene Seminare zu den Themen Anthropologie, Fotografie, Geologie, Archäobotanik und zu Prospektionsmethoden sorgten für zusätzliches Fachwissen.
Zum Abschluss musste Lukas Fischer eine komplette Ausgrabung in Ahlen unter der Fachaufsicht der Archäologen der Außenstelle Münster der LWL-Archäologie für Westfalen eigenverantwortlich durchführen. Von den Vorplanungen und Gesprächen mit dem Grundstückseigentümer, mit der Gemeinde und verschiedenen Ämtern über die Organisation der Ausgrabung bis hin zur Grabungsdokumentation: Alles, was der angehende Grabungstechniker an Erkenntnissen zusammentrug, ging in die Endprüfung mit ein. Die Ausgrabung war auch deshalb eine ganz besondere, weil unter seinen Händen plötzlich völlig unerwartete Funde auftauchten, die ihn in deutlich ältere Ahlener Zeiten verschlugen als selbst auch die Wissenschaftler zuvor vermutet hatten. »Das war manchmal alles andere als leicht, aber auch richtig interessant«, erzählt er.
Die Prüfungskommission bei der Römisch-Germanischen Kommission überprüfte und bewertete schließlich die Durchführung seiner Prüfungsgrabung. Aber auch mit einer schriftlichen und mündlichen Prüfung musste Lukas Fischer sein Wissen unter Beweis stellen. In Frankfurt galt es, mit zwei weiteren Prüflingen in seinem Ausbildungsjahr Fragen zur Grabungsplanung, zur Dokumentation von Funden oder zur Arbeitssicherheit und Fotografie unter Beweis zu stellen.
Das ist Lukas Fischer offensichtlich mit gutem Erfolg gelungen. Er wird als Grabungstechniker weiter für die LWL-Archäologie für Westfalen dem heimischen Boden archäologische Erkenntnisse entlocken. Sein Ausbilder Christoph Grünewald ist als Leiter der Außenstelle Münster der LWL-Archäologie für Westfalen stolz auf ihn. »Wir freuen uns, dass er seine Prüfung mit guten Leistungen bestanden hat - und dass wir auf diesem Weg engagierte und motivierte Nachwuchskräfte finden.« Einen Nachfolger hat Lukas Fischer bereits. Der lernt seit Herbst in der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen.
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