Landesmittel für Ausgrabungen auf bronzezeitlichem Schlachtfeld im Tollensetal
Im Jahr 1300 v. Chr. hat es nördlich von Altentreptow zwischen den Dörfern Weltzin und Wodarg im Tollensetal bei Neubrandenburg eine Schlacht gegeben. Am Ende der Ereignisse lagen die Leichen von mehreren Hundert Männern und etlichen Pferden im Tollensetal. Die Verletzungsspuren deuten darauf hin, dass die Männer mit Pfeil und Bogen und mit Holzkeulen angegriffen wurden.
»Die Art und die Dimension des Konfliktes sind einmalig. Nirgendwo sonst in Europa gibt es eine vergleichbare Fundstelle aus dieser Zeit«, sagte der Minister für Bildung Wissenschaft und Kultur Mathias Brodkorb. »Die Fundstelle hat großes Potenzial für die wissenschaftliche Forschung menschlichen Konfliktverhaltens. Sie lässt darüber hinaus wesentliche neue Erkenntnisse über die gesellschaftlichen Verhältnisse, die Zusammensetzung der Bevölkerung und über die Mobilität von Menschen und Waren um 1300 v. Chr. erwarten«, so Brodkorb.
»Im Tollensetal wird die Geschichte nicht umgeschrieben - hier wird ein ganz neues Kapitel der Bronzezeit aufgeschlagen, das bisher niemand kannte«, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Landesarchäologe und einer der beiden Projektleiter, Dr. Detlef Jantzen. Projektleiter Prof. Dr. Thomas Terberger, der am Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege tätig ist, betonte: »Die Grabungsergebnisse der letzten Jahre haben meine Erwartungen bei weitem übertroffen, und es wird immer deutlicher, dass die außergewöhnlichen bronzezeitlichen Funde aus dem Tollensetal von international herausragender Bedeutung sind.«
In jener Zeit setzten sich im Mittelmeerraum die »Seevölker« in Bewegung, zerschlugen die alten Strukturen und standen schließlich an den Grenzen Ägyptens. Dadurch gerieten nicht nur die politischen Strukturen im Mittelmeerraum ins Wanken, sondern die Auswirkungen waren weit darüber hinaus spürbar. In der Zeit um 1300 v. Chr. fanden weitreichende Änderungen der politischen, wirtschaftlichen und religiösen Verhältnisse statt. Anders als im Mittelmeerraum, wo es aus dieser Zeit schon schriftliche Überlieferungen gibt, sind sie an der südlichen Ostseeküste aber wesentlich schwerer zu verstehen.
Gefördert wird das Tollensetal-Forschungsprojekt seit 2009 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Neben den Trägern des Projektes haben sich bislang mehr als ein Dutzend Partner, Anthropologen, Mediziner, Botaniker, Geologen, Archäozoologen, Paläogenetiker oder Techniker aus der Bundesanstalt für Materialforschung und ehrenamtliche Helfer beteiligt. Die Universitäten von Aarhus (Dänemark), Hamburg, Rostock, Mainz, Hannover und Hildesheim sind involviert sowie die Freie Universität Berlin, das Deutsche Archäologische Institut und die Römisch-Germanische Kommission.
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