Göran Burenhult (Hrsg.): Die ersten Menschen. Die Ursprünge des Menschen bis 10 000 vor Christus
Auf den ersten Blick: Ein schönes und kurzweilig informierendes Kompendium im gebundenen Coffeetable- Format über Aspekte der Menschheitsgeschichte, von namhaften, internationalen Forschern verfasst. Die optisch gelungene Aufmachung und die abgerundeten Kapitel mit unterhaltsamen, in sich abgeschlossenen kürzeren Artikeln laden zum Blättern und Schmökern ein.
Inhalt: Das Buch ist chronologisch und thematisch strukturiert und beantwortet umfassende Fragenkomplexe. Zunächst werden Überlegungen darüber angestellt, was den Menschen zum Menschen mache. Archäologen, Verhaltensforscher und Psychologen diskutieren Aspekte des Menschwerdens und Menschseins.
Dann werden Impulse, die zur Weiterentwicklung zum ‚wissenden' Menschen beitrugen, vorgestellt. In diesem Kontext werden auch die Neandertaler als soziokulturell agierender Menschentyp vorgestellt. Ein Überblick über die wichtigsten Datierungsmöglichkeiten hilft dem Laien, die unvorstellbar hohen Altersangaben der Fossilien einzuordnen. Die Herausforderungen, die sich in der letzten Eiszeit für den modernen Menschen (Homo sapiens sapiens) stellten, sind ein weiterer Schwerpunkt, der über Klimaentwicklung und Fauna der Eiszeit informiert.
Eine Einheit über die Eiszeit- Kunst, verfasst vom Chefherausgeber Burenhult (Archäologieprofessor an der Universität Stockholm) und den renommierten französischen Archäologen und Höhlenbildforschern Clottes und Courtin, führt ansprechend in diese komplexe Thematik ein.
Die folgenden sehr interessanten Kapitel behandeln die Ausbreitung des Menschen nach Asien, Australien, in den Pazifik und nach Nordamerika.
Kommentar: Der angenehme Eindruck überwiegt bei Weitem: ein leichter Schreibstil verbunden mit ansprechenden Illustrationen und übersichtlichen Grafiken macht das Lesen zum Vergnügen. Die Schrift könnte jedoch größer sein.
Das Wissen der internationalen Fachleute ist in wohlverdauliche Häppchen gegliedert. Die unterschiedlichen Autoren vertreten dabei durchaus widersprüchliche Thesen, was dem Leser ein differenziertes eigenes Bild ermöglicht.
Erfreulicherweise wird nicht nur der technologische Fortschritt thematisiert, sondern der Blick auch auf die Sprachentwicklung, Sozialgeschichte, Kunstäußerungen und religiösen Vorstellungen der ‚ersten Menschen' gerichtet.
Das hier vertretene ‚Out-of-Africa`- Modell endet nicht europazentrisch bei der frankokantabrischen Höhlenkunst, sondern führt weiter nach Südostasien, Australien, den Pazifik und Nordamerika. Gerade diese Kapitel sind für den an der Archäologie interessierten Laien, an den sich das Buch wohl wendet, lohnend, da diese Gebiete selten populärwissenschaftlich behandelt werden. Ein Glossar erklärt für diese Leserschaft fachspezifische Ausdrücke.
Für Archäologen fehlt leider eine Literaturliste. Auch sind die Funde und Befunde zum Teil sehr populärwissenschaftlich vereinfacht dargestellt.
Des weiteren erstaunt bei dem (deutschen) Erscheinungsjahr 2000 das Fehlen der Höhle Chauvet im Kapitel über die Anfänge der Kunst.
Da es sich um die Übersetzung einer englischen Originalausgabe handelt, haben sich - allerdings spärliche und spitzfindige- Fehler eingeschlichen.
Fazit: Der Band ‚Die ersten Menschen' ist eine empfehlenswerte leichte und populärwissenschaftlich- informative Lektüre und angesichts des guten Preis-Leistungs- Verhältnis' durchaus einer Anschaffung wert. Er eignet sich auch als Präsent für interessierte Laien.
Rezension zu
Burenhult, Göran (Hrsg.)
Die ersten Menschen. Die Ursprünge des Menschen bis 10 000 vor Christus
Illustrierte Geschichte der Menschheit Band 1
Augsburg: Bechtermünz 2000
ISBN 3-8289-0741-5
240 Seiten, reich bebildert.
Preis: € 12,95