Das Königsgrab von Seddin in der brandenburgischen Prignitz wurde im 9. Jahrhundert vor Christus errichtet und gilt als eine der größten Grabanlagen des damaligen Europa. Es ist eingebunden in eine Kulturlandschaft mit Gräbern und Fundstellen, deren Untersuchung schon viele Erkenntnisse über die Bronzezeit und herausragende archäologische Funde erbracht hat. Seit 2015 beteiligen sich Studierende der Universität Göttingen unter der Leitung von Dr. Immo Heske vom Seminar für Ur- und Frühgeschichte an den archäologischen Arbeiten. In ihren aktuellen Ausgrabungen im März 2018 konnten sie aufzeigen, dass die zu dieser bronzezeitlichen Kulturlandschaft gehörende Siedlung größer war, als bisher vermutet.
Die Göttinger untersuchten eine Geländekante im Süden des Areals, die zu einer feuchten Niederung führt. Sie konnten erstmals nachweisen, dass das Plateau bis an die Geländekante und darüber hinaus genutzt wurde. Unter anderem entdeckten sie ein Palisadengräbchen, das möglicherweise verschiedene Hofeinheiten oder sogar eine elitäre Gehöftgruppe abgrenzte. »In hartem Ringen mit schwierigen Witterungsbedingungen wie Minusgraden und kaltem Nord-Ost Wind haben sich die Studierenden, darunter einige Erstsemester, ihre ersten Grabungserfahrungen verdient«, sagt Heske. »Der Lohn sind eindeutige Hinweise auf die Nutzung des Geländes.« Zukünftige Forschungen müssen nun erhärten, dass die großflächige Siedlung schon während der Errichtung der Grabhügel Bestand hatte.
Das Königsgrab ist ein Glücksfall für die norddeutsche Archäologie der Bronzezeit. »Das Inventar aus dem Großgrabhügel mit der bronzenen Amphore und bronzenen Schälchen sowie den weiteren Beigaben wie Schwert und bronzener Phalere ist einzigartig. Es liefert entscheidende Grundlage für Überlegungen zu den internationalen Beziehungen von hochrangigen Personen in ihrem europäischen Kontext«, erklärt Heske. Die Göttinger arbeiten eng mit dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege dem Archäologischen Landesmuseum zusammen und werden von der örtlichen Denkmalpflege im Landkreis Prignitz unterstützt. Die Ausgrabung wird vom brandenburgischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur gefördert.