Weltbekannt ist der römische Gutshof Otrang heute durch die berühmten Mosaikfunde und deren Schutzbauten. Weniger bekannt dagegen ist die Tatsache, dass zur Villa ein weites Vorgelände gehört hat, das leider nur oberflächlich erforscht ist und jetzt erneut untersucht wird. Zudem sind die Befunde nicht konserviert und bis auf ein Kelterbecken wieder verschüttet worden. Es gibt lediglich einige Vorberichte darüber. Jetzt wollen die Projektträger, die Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) / Burgen Schlösser Altertümer (BSA) Rheinland-Pfalz und das Zentrum für Altertumswissenschaften an der Universität Trier (ZAT) mit dem Fach Klassische Archäologie, gezielte Grabungen auf dem Vorgelände machen.
In der Wissenschaft ist allgemein bekannt, so die Trierer Wissenschaftler Prof. Dr. Markus Trunk und Dr. Klaus-Peter Goethert vom Fach Klassische Archäologie, dass zu den großen Gutshöfen des Typus Otrang im ganzen römischen Westen in Frankreich, Deutschland und den Beneluxstaaten ein solches Vorgelände gehört, in dem die eigentlichen Wirtschaftsgebäude gelegen haben. Daher hoffen die Wissenschaftler auf neue Funde und Ergebnisse.
Neue Luftaufnahmen haben gezeigt, dass sich zwei der Gebäude - vermutlich Eingang und Verwaltung - deutlich im Boden abzeichnen, sodass eine aufwendige Aufmessung daher entfallen kann. Die Grabung kann so gezielt mit geringem Personalbedarf begonnen und fortgeführt werden und ist gleichzeitig eine Lehrgrabung im Fach Klassische Archäologie der Universität Trier. Die Generaldirektion Kulturelles Erbe übernimmt auf der Grundlage dieser Forschung die anschließende Inwertsetzung.
Das Projekt ist langfristig angelegt, und zwar zunächst auf fünf Jahre. Die Trierer Klassischen Archäologen, werden jährlich in einer viermonatigen Kampagne eines der in einem vorliegenden Plan eingetragenen Gebäude freilegen und untersuchen. Die eigentliche Grabung soll drei Monate dauern und die darauffolgende Aufarbeitung der gefundenen Objekte einen Monat.
Die Projektpartner, das Land Rheinland-Pfalz und die Universität Trier, werden dieses Vorgelände jetzt erforschen und anschließend die Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentieren. Erleichtert wird dies durch die Tatsache, dass die Villa Otrang dem Land Rheinland-Pfalz gehört. Erforschung und Präsentation wären dann einmalig in der oben genannten Großregion, dem ehemaligen römischen Westen, so Dr. Klaus-Peter Goethert aus dem Fach Klassische Archäologie.
Einmalig im einstigen römischen Westen ist die Möglichkeit, mit den Ergebnissen älterer Grabungen einen Einblick in die wirtschaftliche Struktur eines solchen damaligen römischen Großbetriebes zu geben und die Formen der gallo-römischen Landwirtschaft sowie der damit verbundenen Ernährung der damaligen Bevölkerung zu dokumentieren. Das Land Rheinland-Pfalz verfügt hier über ein kulturelles Alleinstellungsmerkmal, das weit über seine Grenzen wirken kann. Auch außerhalb des gallo-römischen Kulturbereiches gibt es nichts gleichwertiges, kommentiert Prof. Dr. Trunk von der Universität Trier diese bevorstehenden Grabungen.