Das Forschungsteam um Johannes Krause und Svante Pääbo ist momentan dabei die komplette DNA des Neandertalers zu entschlüsseln, um über den Vergleich mit der DNA des modernen Menschen mehr über unseren Ur-Cousin herauszufinden. Das Material, das nun den Nachweis von FOXP2 beim Neandertaler erbrachte, stammt von einem Skelett aus Spanien, wurde unter äußerst sterilen Bedingungen geborgen und in das Labor in Leipzig gebracht.
Betrachtet man nur den sprachrelevanten Genabschnitt FOXP2 spricht also nichts gegen einen sprechenden Neandertaler. Ein Thema bei dem es immer noch Uneinigkeiten in der Forschergemeinde gibt. Allerdings sind mit Sicherheit noch weitaus mehr, bisher unidentifizierte "Gene" für unsere Sprachfähigkeit zuständig. Auch auf diese müssten dann in der Neandertaler-DNA analysiert werden, um eindeutige Aussagen treffen zu können.
Überraschend ist das Ergebnis auf jeden Fall, den bisher war man der Meinung, dass das "Sprachgen" eigentlich nur beim modernen Menschen vorkommt und erst nach der Trennung der beiden Arten vor mehr als 300.000 Jahren entstanden ist. Genauer gesagt hielt man es für das Produkt einer starken Selektion innerhalb unserer Vorfahren vor weniger als 200.000 Jahren.
Dies ist nun revidiert, vielmehr muss man die Entstehung jetzt irgendwo vor mehr 300.000 Jahren beim letzten gemeinsamen Vorfahren von Neandertalern und modernen Menschen ansetzen, dem Homo heidelbergensis. Dass sich das Gen durch gemeinsame Kinder sowohl bei uns als auch bei den Neandertalern durchsetzte, verneinen beide Forscher kategorisch. Denn frühere Studien an mitochondrialer DNA schließen diese Möglichkeit ihrer Meinung nach aus.
Das "Sprachgen" FOXP2 ist der bisher einzige Genabschnitt den man direkt mit der Sprachfähigkeit in Verbindung bringen kann. Menschen mit fehlendem oder defektem "Sprachgen" leiden unter Sprachstörungen.
Die Ergebnisse wurde in Current Biology veröffentlicht: Krause et al., The Derived FOXP2 Variant of Modern Humans Was Shared with Neandertals. Current Biology 17, 1--5, November 6, 2007.