An beiden Orten greifen die Experten in den Boden ein, da hier unter anderem die Kanalleitungen erneuert werden. Erste Ergebnisse zu Telgte liegen jetzt vor: In einer Tiefe von 60 bis 80 Zentimetern entdeckten die Archäologen des LWL eine schwarze Bodenschicht aus dem Spätmittelalter mit großen Mengen an Holzkohle, Brandlehm und Keramikscherben. In Warendorf zeigte sich den Fachleuten der LWL-Archäologie für Westfalen ein ähnliches Bild. Allerdings sind dort nach dem derzeitigen Stand die Überreste spätmittelalterlichen Alltagslebens nicht so gut erhalten.
Dass der Bereich rund um den Marktplatz von Telgte bereits vor der ersten urkundlichen Erwähnung der Stadt aus dem Jahre 1238 intensiv genutzt wurde, zeigt eine Abfallgrube mit Spuren der Eisen- und Buntmetallverarbeitung. Keramische Funde aus dieser Grube ermöglichen eine erste zeitliche Einordnung ins 11. bzw. 12. Jahrhundert. Ebenso konnten alte Fahrrinnen festgestellt werden, die darauf schließen lassen, dass hier Wagen mit einer Spurbreite von zirka 1,20 Metern fuhren. Damit lassen sich erste Eindrücke vom Alltagsgeschehen im mittelalterlichen Telgte gewinnen. "Marktplätze markieren mit ihren Rathäusern und Ortskirchen den ältesten Siedlungskern einer Stadt", erklärt Grabungsleiter Andreas Wunschel. "Daher sind diese Areale für die archäologische Bodendenkmalpflege besonders vielversprechend."
Es bleibt nun abzuwarten, ob sich auch noch Erkenntnisse zur jüngeren Geschichte Telgtes auftun. Bisher zeigte sich, dass für den modernen Straßen- und Platzunterbau im letzten Jahrhundert mitunter tief in den Untergrund eingegriffen wurde und bis dahin erhaltene Schichten zerstört wurden.
Das gilt auch für Warendorf. Hier ist auf dem Marktplatz sogar mit bis ins Frühmittelalter zurückreichenden Siedlungsspuren und weiteren Zeugnissen der Stadtentwicklung zu rechnen. Allerdings gab es an dieser Stelle mehrfach große Umgestaltungen, die zunächst wenig Hoffnung lassen, vergleichbare Relikte der Vergangenheit wie in Telgte zu finden. Dass aber auch in Warendorf die Begleitung der Baumaßnahmen durch die LWL-Archäologie für Westfalen sinnvoll ist, zeigen erste flächig erhaltene Bodenschichten, aus denen spätmittelalterliche Keramikfunde geborgen werden konnten.
Die Baumaßnahmen und somit auch die archäologischen Untersuchungen in Telgte und Warendorf werden noch mehrere Monate andauern. Nach den ersten Erkenntnissen besteht die Hoffnung auf weitere Einblicke in die frühe Geschichte der Städte und ihre Entstehungsphasen.