Insgesamt nehmen etwa 120 Teilnehmer aus elf europäischen und außereuropäischen Ländern teil. Es handelte sich dabei um ein Fachkolloquium im Rahmen des vom Landesamt für Denkmalpflege koordinierten DFG-Schwerpunktprogramms „Frühe Zentralisierungs- und Urbanisierungsprozesse. Genese und Entwicklung frühkeltischer Fürstensitze und ihres territorialen Umlandes".
Zum Auftakt der viertägigen Fachkonferenz mit dem Titel "Entstehung, Entwicklung und Bedeutung der "Fürstensitze" als frühkeltische Zentralorte - und älteste Städte Mitteleuropas?" erläuterte Dr. Hans-Dieter Bienert, Programmdirektor Geistes- und Sozialwissenschaften bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Bonn, Einzelheiten zur Förderung durch die DFG. Für sechs Jahre, zwischen 2004 und 2010, stünden jährlich ca. 1,25 Millionen Euro für Ausgrabungen frühkeltischer Fundstätten und für wissenschaftliche Analysen zur Verfügung. Im Rahmen des Schwerpunktprogramms, an dem elf unabhängige Forschungseinrichtungen, Universitäten und Institutionen der Denkmalpflege aus Hessen, Rheinland-Pfalz, Bayern, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg beteiligt sind, seien bisher 21 Einzelprojekte durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert worden.
Ministerialdirektor Dr. Hans Freudenberg vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg verband in seinem Grußwort den Dank an die DFG für ihre Unterstützung mit dem Hinweis, dass allein das Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg sich mit sieben Projekten einbringe und auch für die Koordinierung des Gesamtprogramms verantwortlich zeichne. Bedeutende Fundstellen und -regionen wie die Heuneburg, der Ipf bei Bopfingen und das Gebiet um den Hohenasperg lieferten Quellenmaterial von unschätzbarem Wert zur Erforschung der frühen Kelten. Besonders die Heuneburg präge seit Beginn der archäologischen Arbeiten das Bild der sogenannten Fürstensitze. Landesarchäologe Dr. habil. Dirk Krausse, der Koordinator des Schwerpunktprogramms, und Dr. Jörg Biel, der stellvertretende Koordinator des Schwerpunktprogramms, beide vom Landesamt für Denkmalpflege in Esslingen, stellten anschließend das Schwerpunktprogramm inhaltlich vor und präsentierten ausgewählte Ergebnisse. Im Mittelpunkt stehe die Frage nach der Entstehung und Entwicklung jener frühkeltischen Zentralorte, die in der archäologischen Forschung als „Fürstensitze" bezeichnet würden. Besonders spannend sei in diesem Zusammenhang die Frage, ob es sich bei diesen Zentralorten um die ältesten Städte Mitteleuropas handelt.
Die Ergebnisse des Forschungsprogramms werden einen Schwerpunkt in der Großen Landesausstellung 2012/13 „Die Kelten" bilden, erläuterte Dr. Jörg Heiligmann, der stellvertretende Direktor des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg sowie Leiter der Außenstelle Konstanz, abschließend. Bei der Ausstellung handelt es sich um ein Kooperationsprojekt zwischen Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg, Archäologischem Landesmuseum Baden-Württemberg und Landesmuseum Württemberg. Auf über 2500 Quadratmetern Ausstellungsfläche im Kunstgebäude Stuttgart und im Alten Schloss in Stuttgart werden spannende Einblicke in die Kunst und Kultur der Kelten geboten. Spektakuläre Neufunde, wie die goldenen Grabbeigaben eines etwa zwei- bis vierjährigen Mädchens, das ca. 540/530 v. Chr. im Umfeld der Heuneburg, dem wohl bekanntesten „Fürstensitz", bestattet worden war, werden in diesem Rahmen zum ersten Mal einem großen Publikum präsentiert.