Bereits im Vorjahr wurden fünf Gräber freigelegt. Es handelte sich um die ersten einer Gräbergruppe der frühen Bronzezeit, die um 2.200 v. Chr. datiert. Von Mitte Juni bis Ende Juli wurde nun in Geizendorf gegraben um das komplette Gräberfeld zu erfassen.
Elf Gräber wurden dieses Jahr ausgegraben, davon sind einige Kinderbestattungen, wobei die anthropologische Untersuchung noch aussteht. Die Toten wurden – wie in der frühen Bronzezeit üblich – alle in Hockerlage mit dem Kopf im Süden, den Beinen im Norden und dem Blick nach Osten beigesetzt. Wobei es bei dieser Gräbergruppe auch Abweichungen gibt, genaue Analysen fehlen jedoch noch. Etliche Bestattungen fanden in Holzsärgen statt, von denen noch letzte Spuren dokumentiert werden konnten. Die Gräber wurden noch in der frühen Bronzezeit selbst beraubt. Die Grabstellen waren damals durch Pfähle oder Steine gekennzeichnet, wodurch die Räuber die Gräber leicht erkennen konnten und sich Schächte bis zu den Toten gruben, um an die Beigaben zu kommen. Einer dieser Steine, der mit ziemlicher Sicherheit oberirdisch aufgestellt war, blieb in einem Beraubungsschacht enthalten.
Die Gräber waren aber nicht alle komplett beraubt. Die Keramik ist oftmals vollständig erhalten geblieben und ein Grab wurde von der Beraubung schlussendlich verschont. „Es ist das wertvollste Grab dieser Gräbergruppe. Zwar konnten wir im obersten Bereich des Grabes Störungen erkennen, doch der Grabräuber dürfte nicht weitergegraben haben, denn ein Dolch und eine Gewandnadel aus Bronze wurden beim vollständig erhaltenen Skelett gefunden", berichtet Dr. Ernst Lauermann, wissenschaftlicher Leiter des NÖ Museums für Urgeschichte und Leiter der Grabung in Geizendorf. Der Dolch war wahrscheinlich ein Statussymbol ohne wirkliche Funktion als Waffe, nur der Häuptling trägt den Dolch, so Lauermann.
„Anzunehmen ist, dass es sich um ein sehr reiches Gräberfeld handelt, weil eine sehr starke Beraubung stattgefunden hat, auch die Gräber selbst wurden zerwühlt, man spricht daher von Grabfrevel." Skelettteile wurden auch im Beraubungsschacht selbst gefunden und sogar in anderen Gräbern, was die Archäologen zu der Annahme führt, dass die Gräber zur gleichen Zeit beraubt wurden. Bemerkenswert ist für Dr. Ernst Lauermann die Grabtiefe. Das tiefste Grab wurde 2,60 Meter unter der Humosoberkante ausgegraben. Die Größe des Gräberfeldes ist für den Norden Niederösterreichs nicht ungewöhnlich. Im Süden sind die Gräberfelder weitaus größer.