Initiatoren der neuen Partnerschaft sind Prof. Dr. Ziad al-Saad aus Irbid in Jordanien und PD Dr. Roland Lamprichs aus Münster. Die Förderungsdauer durch die Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH), der bedeutendsten deutschen Einrichtung zur Förderung des akademischen Austausches, beläuft sich auf zunächst drei Jahre. Das bewilligte Fördervolumen beträgt bis zu 50.000,-Euro. Die entsprechenden Fördermittel werden der AvH im Rahmen des Sonderprogramms "Europäisch-Islamischer Kulturdialog" über die Kulturabteilung des Auswärtigen Amtes (AA) zur Verfügung gestellt.
Im Rahmen der neuen Institutspartnerschaft wird neben einer langfristigen wissenschaftlichen Zusammenarbeit auf Gegenseitigkeit auch eine Integration von qualifizierten Nachwuchswissenschaftlern der beiden beteiligten Einrichtungen in Deutschland und Jordanien angestrebt. Der Auf- und Ausbau eines über das eigentliche Projekt hinausreichenden Netzwerkes der Kommunikation und des wissenschaftlichen Austausches ist ein integraler Bestandteil der geplanten Kooperation. Zur Erreichung dieser Ziele sind unter anderem regelmäßige Forschungs- und Arbeitsaufenthalte an dem jeweils anderen Institut und ein enger Kontakt und Austausch mit allen dort tätigen Wissenschaftlern und interessierten Studierenden vorgesehen. Der gegenseitige Gedankenaustausch soll sich hierbei nicht nur auf das im Mittelpunkt des Vorhabens stehende Thema und damit verbundene Probleme beschränken, sondern auch verschiedene Arbeitsweisen, Methoden und Theorien umfassen. Vorträge und ggf. auch kleinere Lehrveranstaltungen sollen die jeweiligen Aufenthalte abrunden. Hinzu kommen internationale Workshops/Tagungen im ersten und im letzten Drittel des Vorhabens, an dem alle beteiligten Wissenschaftler unter Leitung der beiden Arbeitsgruppenleiter teilnehmen.
Inhaltlich steht die Archäologie des heute unter dem Namen Jordanien bekannten Teils des Vorderen Orients im Mittelpunkt der Forschungskooperation. Zahlreiche Vor- und Frühgeschichtliche Kulturen hinterließen in dieser alten Kulturlandschaft ebenso wie die Ägypter, Assyrer, Griechen, Nabatäer, Römer, Omaijaden, Mamluken, Osmanen und andere große Kulturen der vorderasiatischen und europäischen Geschichte ihre Spuren. Die archäologische Dokumentation und wissenschaftliche Aufarbeitung dieser Spuren sind aber trotz intensiver Forschungstätigkeiten während der letzten Jahrzehnte weiterhin lückenhaft. Die Verhältnisse während des ersten und zweiten vorchristlichen Jahrtausends sind für bestimmte Regionen noch immer weitgehend unbekannt. Dies gilt insbesondere für das nordjordanische Plateau, einem sehr fruchtbaren Landstrich, der im Osten von der Wüste und im Westen vom Jordantal begrenzt wird. Während sich für die aus dem Alten Testament bekannten Einheiten Ammon, Moab und Edom, die in Mittel- und Südjordanien lokalisiert werden können, unser Kenntnisstand in den letzten Jahren stetig verbesssert hat, fehlen archäologische und philologische Hinweise auf die materiellen und politischen Gegebenheiten in Nordjordanien während der Spätbronze- und Eisenzeit (ca. 1550v.Chr.-332 v.Chr.) noch weitgehend. So wurde auf dem Nordjordanischen Plateau bisher kaum eine Siedlung mit kontinuierlicher Siedlungsabfolge von der Spätbronzezeit bis zum Ende der persischen Periode ausgegraben und publiziert. Eine verläßliche regionale Keramiksequenz für den genannten Zeitraum fehlt entsprechend und eine Klassifizierung des vorhandenen Materials ist bislang nur mit Hilfe von Sequenzen möglich, die für andere Regionen entwickelt wurden. Regionale oder gar lokale Unterschiede können so nicht erfaßt werden und machen eine kleinteilige Datierung des Materials in der Regel unmöglich.
Ziel der im Rahmen der Institutspartnerschaft geplanten Arbeiten ist es daher, die materielle Ausgangssituation zu verbessern und einen Beitrag zur Erstellung einer regionalen Keramiksequenz für das nordjordanische Plateau zu leisten.