Ehrenamtlicher Sondengänger findet Siegelstempel des Abtes Jodocus Rosa

Frisch vom Feld in die Vitrine

Das kürzlich entdeckte Siegel eines Paderborner Abtes aus dem 16. Jh. ist ab sofort im Museum in der Kaiserpfalz zu sehen.

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Dr. Sven Spiong mit dem neu entdeckten Siegelstempel
Ein verspätetes Weihnachtsgeschenk: Paderborner Stadtarchäologe Dr. Sven Spiong mit dem neu entdeckten Siegelstempel des Paderborner Benediktinerabtes Jodocus. Foto: LWL/Museum in der Kaiserpfalz

An einem der letzten Tage des Jahres 2011 machte Claus-Dieter Stelter einen überraschenden Fund: In der Nähe von Bad Driburg fand der lizensierte Sondengänger, der ehrenamtlich mit den Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) zusammenarbeitet, ein graviertes, golden glänzendes Stück Metall.

Nach der Begutachtung des Stücks durch die LWL-Archäologen und den Historiker Hermann-Josef Schmalor steht fest: Der Sondengänger hat einen Siegelstempel des Abtes Jodocus Rosa gefunden, der von 1582 bis 1598 dem Benediktinerkloster Abdinghof in Paderborn vorstand - und ein höchst bewegtes Leben hatte. Der neue Fund ist noch bis zum 2. Mai im Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn zu sehen.

»Jodocus Rosa lebte in einer Zeit, in der der Protestantismus überall in Paderborn um sich griff - selbst in höchsten Adelskreisen. Dagegen und gegen die vermeintlich laxen Sitten in seinem Kloster kämpfte er«, wissen der Stadtarchäologe Paderborns, Dr. Sven Spiong, und der Historiker Hermann-Josef Schmalor zu berichten. »Doch seine Versuche, die katholische Kirche zu stärken und sein Kloster auf dem rechten Weg zu halten, waren vergeblich.«

Schließlich gab der Abt auf, erlaubte seinen Ordensbrüdern sogar offiziell den Genuss von Butter, Käse und Fleisch und das Tragen wärmerer Kleidung - und musste dennoch hinnehmen, dass vier seiner Mönche zum Protestantismus übertraten. Das war zu viel für Jodocus: er trat im Jahr 1598 frustriert von seinem Amt zurück. Seitdem lebte er zurückgezogen im Kloster und widmete sein weiteres Leben dem Studium der Klosterbibliothek. Geistig umnachtet und depressiv stürzte er sich rund 40 Jahre später aus einem der Fenster und starb drei Tage später am 29. März 1639.

Das jetzt wiedergefundene Siegel, das aus dem späten 16. Jahrhundert stammt, zeigt den Abt in vollem Ornat unter einem Baldachin thronend. Die lateinische Umschrift »SIGILLU[M] JODO[CI] ABBATIS MO[NASTERII] APO[STOLORUM] PETRI ET PAULI IN PADERBORN« (deutsch: »Siegel des Abtes Jodocus des Klosters der Apostel Petrus und Paulus in Paderborn«) macht die eindeutige Identifizierung des Siegels möglich. Erhalten ist nur der 6 mal 4 Zentimeter große Siegelstempel, der Holzgriff ist im Laufe der Jahrhunderte zerfallen.

»Es ist mir sehr wichtig, neue und aktuelle Funde im Museum präsentieren zu können, darum gibt es in unserer Sammlung einen eigenen Bereich für neue Archäologie-Entdeckungen aus Paderborn« sagte Museumsleiter Dr. Martin Kroker bei der Vorstellung des Fundes. Neben dem Siegelstempel zeigt das Museum auch eine Originalurkunde aus dem Jahr 1584, die der Abt vor rund 427 Jahren mit dem nun gefundenen Stempel siegelte.

 

Hintergrund

Das Leben des Abtes Jodocus ist in der Chronik »Catalogus Chronographicus«, welche die Geschichte des Klosters von 1572 bis ins Jahr 1803 wiedergibt, überliefert. Die Quelle besagt, dass der Abt 1558 in Großeneder geboren wurde und 1577 in das Paderborner Benediktinerkloster Abdinghof eintrat. Dort wurde er Novizenmeister, später Bibliothekar und 1582 zum Abt gewählt.
Die Chronik befindet sich heute im Archiv des Altertumsvereins Paderborn (Signatur: Cod. 1).

Abdruck des Siegelstempels aus dem späten 16. Jahrhundert
Gut lesbar ist der Abdruck des vollständig erhaltenen Siegelstempels, der in das späte 16. Jahrhundert datiert und den Abt unter einem Baldachin sitzend in vollem Ornat zeigt. Foto: LWL/C.Pluschke
Urkunde mit Teil des Siegelabdrucks
Glücklicher Zufall: an dieser Urkunde ist ein Teil des Siegelabdrucks von Abt Jodocus erhalten geblieben. Foto: H.-J.Schmalor