Besonders im westlichen Teil des Klosterhofes fanden sich zahlreiche Befunde aus dem frühen Mittelalter unter den jüngeren Strukturen. Anhand der Pfostenlöcher, Gruben und Gräben sind eindeutige Gebäudegrundrisse erkennbar, die offenbar am ehemaligen Verlauf der Wiesent ausgerichtet waren. Ähnliche Situationen sind beispielsweise aus den frühmittelalterlichen Zentralorten Karlburg am Main oder auch dem niederländischen Dorestad am Rhein bekannt.
Die jetzt freigelegten Gebäudegrundrisse lassen sich am besten mit großen hallenartigen Anlagen vergleichen, die sich sehr gut in das Bild eines frühmittelalterlichen Handelsplatzes einfügen lassen. Das verwendete Baumaterial war Holz, das mit der Zeit im Boden verwittert und heute nur noch als Bodenverfärbung erkennbar ist. Eine Erhaltung des Bodendenkmals ist daher nach der Ausgrabung nicht möglich.
Aufgrund der Funde, zu denen überwiegend lokal hergestellte Keramik des 8. und 9. Jahrhunderts, aber auch Importe aus spezialisierten karolingischen Töpfereien zählen, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass sich der karolingische Königshof in unmittelbarer Nähe zur aktuellen Grabung befunden hat.
»Karl der Große war ein Stratege und deshalb verwundert es nicht, dass er ausgerechnet Forchheim an der Regnitz (Foracheim) im Jahr 805 im Diedenhofener Kapitular erwähnt hat. Die in Thionville bei Metz abgefasste Urkunde nennt entlang der Ostgrenze des Karolingerreiches Orte mit besonderer Bedeutung für den Handel mit den benachbarten slawischen Gruppen. Neben Magdeburg und Erfurt zählen in Bayern Regensburg und Hallstadt und eben Forchheim zu diesen Grenzhandelsplätzen. Seit langem wurde in Forchheim auch archäologisch nach Spuren dieses Handelsplatzes und der bald darauf bezeugten karolingischen Kaiserpfalz gesucht. Ausgerechnet außerhalb des alten Stadtzentrums gelang es jetzt erstmals konkrete Hinweise zu finden. Dies wissen wir nun heute aufgrund der aktuellen Grabungen auf dem Gelände des früheren Franziskanerklosters in Forchheim«, erklärte Prof. Dr. C. Sebastian Sommer, Abteilungsleiter der Praktischen Denkmalpflege Bodendenkmäler im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege bei der Vorstellung der Befunde.
Oberbürgermeister Franz Stumpf sagte: »Für die Geschichte Forchheims sind die Grabungsergebnisse sehr wichtig wie auch erfreulich zu gleich: jetzt haben wir endlich die archäologische Bestätigung für die bisher nur aus den Schriftquellen bekannte Bedeutung unserer Stadt im Frühen Mittelalter!«
»Wir freuen uns, dass die Grabung im aufgelassenen Klosterhof so wertvolle Zeugnisse für die Stadt Forchheim zu Tage bringt. Die Bergung und Restaurierung der erhaltensfähigen Fundstücke ist uns wichtig. Sie sollen ab 2016 in einer eigenen Ausstellung in Forchheim präsentiert werden«, sagte Dr. Matthias Hubert, geschäftsführender Gesellschafter der Sontowski und Partner Gruppe. Die Erlanger Immobilienfirma will auf dem 4000 m² großen Hofareal eine Wohnanlage bauen und hat deshalb die Ingolstädter Grabungsfirma Pro Arch mit der Durchführung der archäologischen Ausgrabungen beauftragt. Die vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege begleiteten Grabungsarbeiten begannen im September 2013 und sollen im April abgeschlossen sein.