Der Verbreitungsraum der Bandkeramik erstreckt sich von den heutigen Städten Paris bis Odessa und von Stettin bis Budapest. In diesem altneolithischen Kulturraum der 2. Hälfte des 6. Jahrtausends v. Chr. hat sich ein kleinteiliges Mosaik aus vergleichsweise gut erforschten Regionen und tendenziell eher weniger intensiv erkundeten Landschaften herausgebildet. Die Erforschung der Ostausbreitung der bandkeramischen Kultur spielte bislang eine eher untergeordnete Rolle. Als östlichste bekannte Siedlung der frühen Bandkeramik galt eine Fundstelle am südlichen Stadtrand von Rìvne in der westlichen Ukraine.
Das Regensburger Forscherteam um Prof. Dr. Thomas Saile und Dr. Maciej Debiec entdeckten nun im Rahmen von Grabungsarbeiten Siedlungen bei Mežirìč und Josipìvka in Wolhynien in der nordwestlichen Ukraine. Der Fund aus der frühen Bandkeramik ist überraschend. Bislang konnte erst für die spätere Bandkeramik in besser beobachteten Gebieten Wolhyniens ein dichtes und an kleineren Wasserläufen orientiertes Siedlungsnetz nachgewiesen werden.
Die Forscher sind sich sicher: Viel weiter nach Osten dürfte sich die frühe Bandkeramik trotz günstiger Bodenfaktoren nicht ausgebreitet haben. Eine für bandkeramische Bedürfnisse insgesamt negative naturräumliche Gesamtsituation scheint eine erfolgreiche Besiedlung weiterer Räume im Osten verhindert zu haben. Die zunehmend kontinentale Prägung des Klimas mit größerer Trockenheit und Kälte sowie dem dadurch bedingten Waldrückgang waren einschränkende Faktoren für die Expansion bandkeramischer Waldbauern nach Osten.
Ein Artikel über die Entdeckungen wird in der Prähistorischen Zeitschrift erscheinen.