Einen Schwerpunkt der Schau bildet die hochentwickelte und oft rätselhafte Ornamentik der Kelten. Mittels Objekten, Grafiken und Computeranimationen wird sie verständlich und für die Besucher erfahrbar gemacht. Im Dialog mit Zeugnissen der klassischen Antike zeigt die Ausstellung, wie sich der typische Kunststil der Kelten entwickelt hat. So bilden griechische, etruskische und römische Kunstwerke in der Ausstellung nicht nur Kontraste, sondern veranschaulichen auch, wie die mannigfaltigen Beziehungen zu den antiken Hochkulturen das Kunstschaffen der Kelten angeregt und gefördert haben. Dennoch bleibt die Ausdrucksweise keltischer Kunst stets eigenständig und erfährt während mehr als tausend Jahren eine Entwicklung eigener Prägung, der erste Beitrag des Nordens an die europäische Kunstgeschichte.
Auch einige noch nie ausgestellte Neufunde aus Frankreich werden in Bern erstmals dem Publikum präsentiert. Darunter eine sogenannte Carnyx, eine Kriegstrompete. Sie wurde erst vor wenigen Jahren in einem keltischen Heiligtum in Westfrankreich gefunden und ist das am besten erhaltene derartige Stück, das man bis heute kennt. Ebenfalls eine Premiere, dank der Zusammenarbeit mit dem Landesmuseum Württemberg Stuttgart verlässt der Grabschatz des sog. "Keltenfürsten von Hochdorf" Deutschland für die Berner Ausstellung zum ersten Mal. Neben den Originalen wurde für die Ausstellung auch eine originalgetreue Rekonstruktion der gesamten Grabkammer im Massstab 1:2 angefertigt, die zeigt, wie der „Hochdorfer Fürst“ um ca. 530 v. Chr. im Grabhügel bestattet wurde.
Ornamente en detail
Ein eigenes Flair und besondere Kunstfertigkeit zeigten die Kelten für das Ornament. Sie erschufen eine einzigartige Fülle von komplizierten und oft rätselhaften Ranken-, Spiral- und Pflanzenornamenten. Um in das Wesen der raffinierten Konstruktionen einzuführen, ist jedem Ausstellungs-Kabinett ein kleines Kino angegliedert. Schritt für Schritt machen hier kurze Filmbeiträge nicht nur die komplexe Ornamentik verständlich, sondern auch Motiv- und Stilentwicklungen nachvollziehbar. Eine in Zusammenarbeit mit dem Landesmuseum Zürich entstandener Film widmet sich dem berühmten Goldschatz von Erstfeld. Sie ermöglicht dem Besucher, die phantastische Figurenwelt der um 380 v. Chr. entstandenen Hals- und Armringe nicht nur am Original zu bewundern, sondern diese dank moderner Filmtechnik aus nächster Nähe und von allen Seiten zu betrachten.
Zum Schluss: Keltische Kunst im Buch
Die Nachblüte der keltischen Kunst repräsentiert am Schluss der Ausstellung ein Meisterwerk der irischen Buchmalerei: der vor über 1200 Jahren geschaffene Codex 51 aus dem von irischen Mönchen gegründeten Kloster St. Gallen. Das Evangeliar besticht durch den Reichtum und die Komplexität seiner Dekoration und ist in der Ausstellung im Original zu bewundern. Eine Multivision zeigt zusätzlich die eindrücklichsten Seiten dieser Handschrift und illustriert, wie zu Beginn des Frühmittelalters keltische Ornamentkunst, germanische Flechtbänder und die christliche Kreuzform zu einem neuen Stil verschmolzen.
Live: ein Nachbau der Kline
Als besondere Attraktion wird im Park des Historischen Museums eine Keltenschmiede aufgebaut. Unter Leitung des Fachmanns Markus Binggeli entsteht hier in Zusammenarbeit mit der pädagogischen Hochschule PHBern die Rekonstruktion der berühmten bronzenen Prunkliege aus dem Fürstengrab von Hochdorf bei Stuttgart. Mit welchen Werkzeugen haben die antiken Kelten gearbeitet? Wie wurde die Bronze gegossen und geschmiedet, wie die schönen, aufwändigen Verzierungen angebracht? In der nachgebauten Keltenschmiede wird das alles direkt am Objekt gezeigt und erklärt.
Die Kunst der Kelten
Ausstellungsdaten
18. Juni – 18. Oktober 2009
Historisches Museum Bern
Helvetiaplatz 5
3005 Bern
Tel. +41 31 350 77 11
Öffnungszeiten: Di – Fr 10–20h /Sa & So 10–17h
Öffnungszeiten Keltenschmiede im Park: Di, Mi und So 10 – 17h
Weitere Informationen: