Der Holsterburg wird mit naturwissenschaftlichen Methoden auf den Grund gegangen
Die historischen Quellen verraten nur wenig über das Bauwerk, das erstmals 1170 erwähnt wurde und bereits 1294 wieder in Schutt und Asche lag. Die Fachleute der LWL-Archäologie für Westfalen haben die Besonderheit der Holsterburg mit architektonischen Fakten belegt. Bei den Vermessungen und Ausgrabungen trat der achteckige Grundriss erstmalig zum Vorschein - in dieser Grundstruktur ist die Burg nicht nur in Westfalen einmalig.
Jetzt entlocken die Experten der nördlichsten Vertreterin achteckiger Burgen im deutschsprachigen Raum noch mehr Geheimnisse. Dafür bekommen die Archäologen Unterstützung: Fachleute der Geographie und Geologie, Bodenkunde und Paläobotanik der Universitäten Mainz und Köln wollen mit modernen Methoden Fragen nach der Landschaft um die Holsterburg, nach den Pflanzen und ihrer Nutzung durch die Burgbewohner beantworten. Ob es einen Burggraben gab, sollen naturwissenschaftliche Untersuchungen und Prospektionen unter Leitung von Dr. Peter Fischer und Dr. Renate Gerlach ergeben. Von beiden Universitäten sind Studierende während der Grabungssaison in Warburg zu Gast. Sie führen Untersuchungen selbst durch und bekommen so Einblicke in die praktische wissenschaftliche Arbeit. Die Nachwuchsforscher haben außerdem die Chance, ein Kleinod unter den deutschen Burgen selbst zu untersuchen.
Nachdem die Holsterburg im Zuge der immerwährenden Konflikte zwischen den Eigentümern, der Familie Berkule, und der Stadt Warburg im Jahr 1294 völlig zerstört wurde, geriet sie fast in Vergessenheit. Die kleine Burg, die eine Gesamtfläche von gerade einmal 568 Quadratmetern bedeckt, wartet mit einer hochwertig gearbeiteten Schaufassade auf, die heute noch die Betrachter beeindruckt. Sie verkörpert mit ihrer vollendeten Architektur ein weithin sichtbares Statussymbol und zeugt von der Selbstdarstellung der Edelherren im Spätmittelalter.
Schließlich wachte die Holsterburg über eine wichtige Wegeführung zwischen der Warburger Altstadt und Kassel.
In den vergangenen Ausgrabungen konnten ein kleiner Turm, ein trapezförmiges Wohngebäude und ein zweites Haus im Osten der Burganlage dokumentiert werden. Auf die Innenbebauung konzentrieren sich auch die Arbeiten in der jetzt begonnenen Grabungssaison. Hier erhoffen sich die Archäologen Erkenntnisse über die Stärke des Mauerwerks und die Struktur der Außenschale. Standort, Grundfläche und Form des Turmes sind weitere offene Fragen.