Die Plejaden in Gold auf einem keltischen Schwert

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Das Schwert ist ein Altfund aus dem Jahr 1891, der dem Eisenbahnbau zu verdanken ist. Es wurde mit einer Scheide vom Ausgräber, dem Bahnadjunkten F. Meichelböck, in der Nähe des Bahnhofs Allach an der Bahnlinie München-Ingolstadt in einem nach Dannheimer[1] offenbar früh- bis frühmittellatènezeitlichen Grab gefunden; als Begleitfunde wurden nur ein Pferdezahn und »Knochen« beschrieben. Angaben zur Lage in Bezug auf das zu vermutende Skelett und zur Scheide fehlen. Schwert und Scheide befinden sich in der Archäologischen Staatssammlung, München, unter der Inv.-Nr.1892, 158.

Als erster publizierte Lindenschmit[2] das Schwert und die Scheide im Jahre 1900. Er erkannte auf der Schwertvorderseite die Sonne mit einem nur teilweise erhaltenen Strahlenkranz aus zwei Goldpunkten und die Mondsichel. In der beigefügten kolorierten Zeichnung sind die Sonne, die Mondsichel und der Strich auf dem Grat der Schneide als vollständig mit Gold tauschierte Gravuren wiedergegeben.

Dannheimer publizierte Schwert und Scheide mit den in Abbildung 1 gezeigten Zeichnungen (»wohl von der Hand des Ausgräbers«) und dem Ergebnis einer 1973 durchgeführten Röntgen-Untersuchung, bei der drei weitere kleine Goldpunkte und vor allem die beiden Zeichen auf der Rückseite des Schwertes unter einer dicken Korrosionsschicht entdeckt wurden. Dannheimer spricht von Sonne, abnehmendem Mond und Goldpünktchen auf der einen Seite, auf der anderen Seite sieht er mit »wohl Messing« eingelegte Gravuren, die vielleicht den Mond oder einen Torques und die Sonne in Form der von einem Kreis eingeschlossenen Triskele darstellen. Gebhard[3] deutet die Zeichen auf der Vorderseite als Sonne, Mond und die schon in der Antike bekannten 5 erdnächsten Planeten, die Zeichen auf der Rückseite als Bogen mit Punkten an den Enden (Horizont oder Neumond?) und als Kreis mit Wirbel (Geburt und Tod oder Unendlichkeit?).

Das Schwert wurde in der Landesausstellung »Das keltische Jahrtausend« in Rosenheim gezeigt[4]. Der zugehörige Katalogbeitrag ist sehr kurz und weist keine Abbildungen auf. Krämer[5] spricht von einem frühlatènezeitlichen Eisenkurzschwert, dessen Griffangel oben abgeplattet ist. Die Klinge besitzt geschwungene Schneiden und eine lang ausgezogene Spitze. Es könne aus einem der bei der Anlage eines Reihengräberfeldes zerstörten Grabhügel stammen.

Die Autopsie des Schwertes

Es handelt sich um ein eisernes Griffangelschwert der frühen Latène-Zeit, dessen Griff aus organischem Material (sicherlich Holz) vergangen ist. Es zeigt starke Korrosionserscheinungen, wie bei einem Bodenfund aus Eisen zu erwarten ist. Abbildung 2 zeigt die Vorderseite. Bemerkenswert ist noch, dass das Schwert zusammen mit seiner eisernen Scheide, in der es vermutlich steckte, gefunden wurde.

Das Schwert ist 513 mm lang; die »in ihrem Umriss an die Schilfblattgestalt gewisser Bronzeschwerter« (Lindenschmit[7]) erinnernde, geschwungene Klinge besitzt in Griffnähe einen flachrhombischen Querschnitt mit einer Breite von 40 mm und einer Höhe von 5 mm. Im heutigen korrodierten Zustand wiegt es 206 Gramm. Die auffälligere Seite ist die mit einem großen goldenen Punkt, fünf kleinen goldenen Punkten, einem breiten goldenen Strich auf dem Grat des Schwertes und einer goldenen Sichel auf der anderen Seite des Grates. Sie wird als die Vorderseite, die Sichtseite, angesehen.

Der große goldene Punkt war ursprünglich ein Goldplättchen, das nach Dannheimer vermutlich im letzten Krieg verlorenging; es wurde bei der Restauration durch einen goldfarbenen Farbtupfer ersetzt. Sein Durchmesser beträgt 5,5 mm. Die kleinen goldenen Punkte besitzen Durchmesser von ca. 0,8 mm. Die Sichel misst von Spitze zu Spitze 13 mm und an ihrer breitesten Stelle 2,2 mm. Der Strich ist 33 mm lang und 1 mm breit. Die Schwertrückseite zeigt zwei Zeichen, die mit einem Kupferdraht von ca. 0,7 mm Durchmesser eingelegt sind, wie sich unter dem Mikroskop eindeutig zeigte und wie die chemische Analyse bestätigte. Der Bogen misst in der Sehne von Endpunkt zu Endpunkt 20 mm und in der Höhe maximal 8 mm. Der Kreis besitzt einen Durchmesser von 9,4 mm.

Die Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA)

Die Analysen wurden mit dem Gerät NITON XL3t der Firma Thermo Scientific durchgeführt. Die Kalibration erfolgte mit Metallstandards, also mit planen Flächen. Da die Oberflächen des Schwertes durch die Korrosion sehr uneben sind, ist mit einem erheblichen Geometriefehler zu rechnen. Der Brennfleck besitzt einen Durchmesser von 3 mm, was bei kleineren Strukturen zu einem erheblichen Messfehler durch die Miterfassung der angrenzenden Bereiche führt. Schließlich ist noch mit Messfehlern durch die Abschirmeffekte der unterschiedlichen Matrices (Standard gegenüber Objekt) und die vom Gerät vorgenommene Normierung der Messwerte auf 100 % (also ohne Berücksichtigung nicht erfasster Elemente wie z. B. C) zu rechnen.

Die von dem Gerät auf drei Dezimalen ausgegebenen Messwerte vermitteln also einen falschen Eindruck von der Richtigkeit der Messungen. Realistisch sind nur halbquantitative Angaben in den drei Kategorien Hauptkomponente (>10%: HK), Nebenkomponente (1-10 %: NK) und Spur (<1%: Sp), die im vorliegenden Fall jedoch völlig ausreichend sind und erheblich zur Klärung der chemischen Zusammensetzung an den gemessenen Stellen beitragen. Die Angabe (Fe) besagt, dass die Eisenmatrix miterfasst wurde. Tabelle 1 zeigt die Auswertung der Messwerte unter den angegebenen Prämissen. Die Matrix besteht aus sehr reinem Eisen; der für die mechanischen Eigenschaften wichtige Kohlenstoffgehalt wurde nicht bestimmt.

Die Autopsie der Scheide

Die eiserne Scheide ist ebenfalls durch Korrosion stark zerstört, Scheidenmund und Ort fehlen völlig. Übrig blieb der etwa 400 mm lange Mittelteil. Mit dieser Länge verdeckt die Scheide die Sterngravur vollständig.

Die Scheide wurde in üblicher Weise aus zwei Halbschalen zusammengesetzt, wie der ringsum verlaufende Umbug verrät. In der Nähe des Scheidenmundes befinden sich Reste der zwei Befestigungspunkte der senkrecht angebrachten Eisenschlaufe, die der Befestigung der Scheide mit der Schwertkette oder einem Lederband am Gürtel diente. Der Ort wird auf der gleichen Seite oben mit einem kleinen quer verlaufenden Steg abgeschlossen. Die Scheide trägt keinerlei Gravuren.

Die Interpretation der tauschierten Gravuren

Die Interpretation der goldenen Punkte als Sonne mit den fünf erdnächsten Planeten (Venus, Merkur, Mars, Jupiter, Saturn) und der Sichel als abnehmender Mond ist zu diskutieren. Die gleichzeitige Darstellung von Sonne und Mond allein ist kein Gegenargument; diese beiden Himmelskörper sind die für die Kelten wichtigsten und auch gelegentlich zusammen am Tage zu sehen. Die Darstellung der Planeten zusammen mit der Sonne allerdings stimmt nachdenklich, denn sie sind am taghellen Himmel eher nicht zu sehen, wohl aber zusammen mit dem Vollmond. Der Vollkreis wäre hiernach als Vollmond zu interpretieren, nur – dann fehlt die Sonne. Der Mond wäre dafür zweimal vertreten. Alle diese Annahmen führen in eine Sackgasse. Ein neuer Ansatz ergibt sich aus der Frage, ob die 5 Goldpunkte eine bestimmte Sternformation darstellen können.

Tatsächlich erkennt man – zunächst noch andeutungsweise – eine bekannte Formation, wenn man das Schwert in Abbildung 2 um 90° nach rechts dreht. Abbildung 3 zeigt das Ergebnis. Die Anordnung der vier größeren der kleinen Kreise in einem unregelmäßigen Viereck erinnert an die wohlbekannte Formation im Bild der Plejaden, wie der Vergleich mit Abbildung 4 zeigt. Ein kleiner fünfter auf dem Schwert vorhandener Stern ist unterhalb von Stern Nr. 1 Alkyone zu erkennen; es wird sich um Nr. 2 Atlas handeln, der an Nr. 1 herangerückt ist.

Auf dem Schwert fehlen hiernach jedoch zwei der sieben hellsten Sterne, nämlich die Nummern 6 Taygeta und 7 Pleione. Es bestand der Verdacht, dass diese zwei Sterne durch die starke Korrosion verloren gingen. Da sie wie die anderen Sterne sicher ebenfalls goldtauschiert waren, bestand die Hoffnung, dass sie noch als winzige Goldspuren durch eine zerstörungsfreie Oberflächenanalyse nachweisbar sind. Wenn der goldene Strich wie vermutet den Horizont darstellt, wäre er nach links zu kurz geraten. Auch hier sollte eine Oberflächenanalyse den Nachweis erbringen können.

Die röntgenfluoreszenzanalytische Untersuchung erfolgte mit Hilfe des bereits erwähnten Geräts NITON XL3t. Abbildung 5 zeigt die untersuchten Stellen. Als Ergebnis der Untersuchung ergibt sich, dass an diesen Stellen tatsächlich Goldspuren nachzuweisen sind. Es sei ausdrücklich betont, dass die detektierten Goldspuren einwandfrei nachgewiesen wurden. Blindproben an Stellen daneben ergaben die völlige Abwesenheit von Gold.

Mit dem bloßen Auge sind 9 Sterne der Plejaden zu erkennen; die zwei weiteren, noch kleineren, heißen Celaeno bzw. Asterope und befinden sich in der Gegend von Nr. 6 Taygeta. Es ist die Frage, ob diese zwei auf dem Schwert dargestellt waren, ja, ob sie in der Latène-Zeit überhaupt zu dem Sternbild der Plejaden gezählt wurden. Diese stark korrodierten Stellen wurden jedoch bis jetzt nicht analytisch untersucht. Auf dem Foto erkennbare helle Flecke gehen auf oberflächliche Verunreinigungen zurück.

Zwei für das gesamte Erscheinungsbild wenig bedeutsame Abweichungen sind zu bemerken:

  1. Das zu nahe Heranrücken der Sterne 2 Atlas und 7 Pleione an Stern 1 Alkyone. Da Atlas und Pleione von der Scheide auch in der an Alkyone herangerückten Position verdeckt werden, liegt der Grund für das Heranrücken nicht in einer angestrebten stetigen Sichtbarkeit der tauschierten Sterne; der Grund bleibt im Unklaren.
  2. Die abweichende Neigung des gesamten Bildes gegen die Horizontlinie dürfte durch den Platzmangel auf dem Schwert bedingt sein.

Der mit einem goldfarbenen Farbtupfer auf Basis eines Messingpigments ausgefüllte Kreis steht somit für den Vollmond, da die Plejaden nie bei Sonne zu sehen sind. Merkwürdig ist jedoch die gleichzeitige Darstellung von Vollmond und abnehmendem Mond, auch die unterschiedliche Größe.

Die Frage erhebt sich, ob der Vollmond in willkürlich gewählter Stellung zu den Plejaden dargestellt oder ob auf dem Schwert eine besondere Stellung festgehalten ist. Mit Hilfe eines astronomischen Programms »Stellarium«[8], wie es Planetarien verwenden, wurde versucht, für den Standort München auf empirischem Wege eine Antwort zu finden.

Es ist bekannt, dass der Mond sich recht häufig (etwa alle 19 Jahre) den Plejaden mehr oder minder stark nähert. Die Frage ist, wann und aus welcher Richtung dies erfolgt. Hierzu ließ der Autor das Programm im Zeitraum 0 bis 1000 v. Chr. durchlaufen und beobachtete den Mond in der Nähe der Plejaden. Das Ergebnis ist, dass es öfter zu extremen Annäherungen kommt, im Jahr -485 (= 486 v. Chr.)[9] sogar zu einer, die der Darstellung auf dem Schwert außerordentlich ähnelt. Diese Mondstellung im Winkel zwischen 6 Taygeta, 4 Maya und 3 Elektra kann einen kundigen Beobachter zum Festhalten auf dem Schwert veranlasst haben. Die aufgehenden Plejaden mit dem Mond stehen im Osten, im Sternbild Stier, etwa im Bereich des Schulterblattes. Die Abbildungen 6 und 7 (in Ausschnittsvergrößerung) zeigen dieses Ereignis. Das Programm nimmt eine Datierung entsprechend dem jetzigen Kalender vor, die nur ungefähr der der damaligen Zeit entspricht. Wesentlich ist die Jahreszeit: Herbstbeginn. Bemerkenswert sind in jedem Falle die genaue Beobachtung und ihre Wiedergabe durch den keltischen Beobachter bzw. Handwerker.

Auf die Bedeutung der Plejadenbeobachtung für die Landwirtschaft geht Schlosser[10] ein. Schlosser führte Berechnungen für die Zeit um 1600 v. Chr. und den Fundort bei Nebra durch. Stark vereinfachend ausgedrückt, sind die Plejaden danach vom März bis Oktober, also in der Vegetationsperiode, unsichtbar und von Oktober bis März, also in der Vegetationspause, sichtbar. Die Bedeutung für die Landwirtschaft liegt auf der Hand: im März die Aussaat, im Oktober die Ernte. Die kalendarische Funktion der Plejaden war in vielen Kulturen der nördlichen Hemisphäre bekannt.

Wenn hier von der Annäherung des Mondes an die Plejaden gesprochen wird (der Astronom spricht von einer Konjunktion), so ist dies natürlich nur in der Projektion zu verstehen. In der Realität sind die Plejaden etwa 370 Lichtjahre entfernt, der Mond etwa 356 000 bis 406 00 km; er kann also problemlos scheinbar über die Plejaden hinwegziehen.

Bereits erwähnt wurde, dass die Neigungen der Verbindungsgeraden durch die Zentren von Alkyone und Mond auf dem Schwert und in Abbildung 7 nicht übereinstimmen: auf dem Schwert verläuft sie etwa parallel zum Horizont, in Abbildung 7 ist sie unter 45° gegen den Horizont geneigt. Man kann annehmen, dass Platzgründe auf dem Schwert der Grund für diese abweichende Darstellung sind.

Die Abweichungen der Zeichnung auf dem Schwert von der Wirklichkeit sind nach Ansicht des Autors für die richtige Wiedergabe der Erscheinung nicht relevant. Die Frage, ob auf dem Schwert eine rein dekorative Darstellung, eine lediglich besondere Aufmerksamkeit erregende Konjunktion (die wegen fehlender Einmaligkeit nicht zur Datierung taugte) oder gar eine zur Datierung im fraglichen Zeitraum taugende einmalige Erscheinung wiedergegeben ist, muss zur Zeit noch offen bleiben. Das auf empirischem Wege ermittelte astronomische Datum steht jedenfalls nicht im Widerspruch zur typologischen Datierung des Schwertes, im Gegenteil: die Daten zeigen eine bemerkenswerte Übereinstimmung. Es wäre jedoch äußerst wünschenswert, wenn ein Astronom für die Frühlatènezeit in München eine entsprechende Berechnung durchführte. Dem Autor war es nicht möglich, einen Fachmann für diese Aufgabe zu gewinnen.

Die Sichel auf der anderen Seite der Horizontlinie stellt zweifellos ebenfalls den Mond dar. Die merkwürdige Tatsache der doppelten, jedoch unterschiedlichen Darstellung des Mondes mag darauf zurückzuführen sein, dass zwischen den beiden Bildern keinerlei Zusammenhang gesehen werden soll.

Die mit Kupfer tauschierten Gravuren auf der Rückseite sind schwierig zu deuten. Zunächst fällt die Kargheit der Darstellung auf, sie ist nicht so dekorativ und aufwändig wie auf vielen anderen, später datierten Schwertern. Der Autor vermutet, dass die beiden Zeichen, Bogen mit verdickten Enden und echte Triskele im Kreis, eine ganz bestimmte, kurze, konkrete Aussage treffen und keinen zusätzlichen dekorativen Zweck erfüllen wollen. In ihnen können ein Schiff und die Sonne erkannt werden. Der Autor versagt sich weitere Deutungsversuche, da uns die mythologischen Hintergründe weitgehend unbekannt sind und es bereits viele Deutungsversuche hierzu gibt.

Ebenfalls schwierig ist es, Sinn und Zweck des Schwertes zu verstehen. Es ist mit seinen Abmessungen (für ein übliches Kampfschwert zu kurz, für einen Dolch zu lang) und seiner Leichtigkeit vermutlich nicht als Kampfwaffe anzusehen, sondern wird eine Prunkwaffe oder ein Würdeabzeichen einer hochgestellten keltischen Persönlichkeit darstellen. Das Schwert demonstriert das Wissen um die Bedeutung der Plejaden und vermittelt uns abermals einen Eindruck vom erstaunlich hohen Stand der keltischen astronomischen Kenntnisse.

Schlussbemerkung

Die vorliegende Arbeit geht auf eine Literaturrecherche in anderem Zusammenhang zurück, bei der dem Autor die Arbeit von Dannheimer [11] mit den Zeichnungen des Schwertes auffiel. Die merkwürdige und willkürlich erscheinende Anordnung der kleinen Kreise in der Nähe des großen Kreises erregte sein Interesse. Die Zahl fünf ließ auch ihn zunächst an eine Darstellung der Sonne mit den bereits in der Antike bekannten fünf Planeten denken. Er beschloss, sich gelegentlich mit der Art ihrer Darstellung etwas näher zu befassen, nicht ahnend, auf was er sich da einließ. Nachdem er das Originalteil in der Ausstellung »Das keltische Jahrtausend« in Rosenheim [12] gesehen hatte, wurde der Wunsch nach einer genaueren Bearbeitung stärker, und er nahm sie schließlich in Angriff.

Der Autor geriet damit unversehens in eine Fragestellung hinein, für deren vollständige Bearbeitung er – ihm selbst bewusst – als Archäochemiker nicht die erforderliche Ausbildung besitzt. Er bemühte sich um die Zusammenarbeit mit Astronomen – vergeblich. Das Höchste, was man ihm anbot, war der Hinweis auf das Stellarium-Programm [13] mit dem Hinweis, er möge da selbst hineinschauen – was er dann auch notgedrungen tat. Es war ihm trotz vieler und langwieriger Bemühungen nicht möglich, einen Astronomen für die Berechnung der fraglichen Konjunktion oder für eine Demonstration in einem großen Planetarium zu gewinnen. Dieser Tiefstand interdisziplinärer Zusammenarbeit zeigt, dass die Entwicklung der Archäoastronomie noch sehr in den Kinderschuhen steckt. Aber auch auf Seiten der Archäologen waren häufig Desinteresse und Unverständnis zu verzeichnen.

Der Autor veröffentlicht die vorliegende Arbeit nach langwierigen und vergeblichen Bemühungen um Zusammenarbeit daher gegen den Rat vieler Archäologen und Astronomen mit dem Ziel, hier eine Schwachstelle der Archäometrie bewusst zu machen. Er hat die Hoffnung, dass sich wenigstens ein an der Zusammenarbeit interessierter Astronom findet. Inzwischen bearbeitete der Autor ein weiteres archäoastronomisch zu interpretierendes Objekt, das er im Archäologischen Nationalmuseum von Malta entdeckte (voraussichtliche Publikation 06/2014 bei Archäologie Online). Die bei der Bearbeitung des Schwertes erworbenen Kenntnisse kamen ihm dabei zugute.

Zusammenfassung

Ein Altfund aus dem Jahr 1891, ein frühlatènezeitliches eisernes kurzes Griffangelschwert, gefunden beim Bau der Eisenbahnlinie in der Nähe des Bahnhofs Allach bei München, zeigt mit Gold und Kupfer ausgeführte Tauschierungen. Auf der Vorderseite sind mit Gold ausgefüllt ein großer Kreis, fünf kleine Kreise, eine sichelförmige Fläche und eine Gerade zu sehen, auf der Rückseite – erst später entdeckt – mit Kupferdraht ausgelegt ein Bogen mit Endpunkten und eine echte Triskele in einem Kreis. Die bisherige Deutung der Zeichen auf der Vorderseite als Sonne mit den in der Antike bekannten fünf Planeten wird verlassen und durch eine neue Erkenntnis ersetzt.

Die fünf kleinen Kreise werden als fünf der sieben größten Plejadensterne erkannt; die fehlenden zwei sind verloren gegangen, können jedoch durch Goldspuren an den entsprechenden Stellen eindeutig nachgewiesen werden. Auch der Strich, als Horizont interpretiert, war ursprünglich länger, wie Goldspuren verraten. Die große Kreisfläche wird als Mond gedeutet, der sich den Plejaden in einer sehr charakteristischen Weise nähert. Genaue Berechnungen und Bewertungen durch einen Astronomen stehen leider aus.

Der mit Kupferdraht ausgelegte Bogen auf der Rückseite mag als stark stilisiertes Schiff zu deuten sein, die Triskele im Kreis als Sonne. Mit diesen tauschierten Gravuren hebt sich das Schwert von den bisher bekannten ab. Das Schwert scheint wegen seiner Abmessungen und seines geringen Gewichtes nicht ein Kampfschwert, sondern ein Standessymbol eines Adligen mit bedeutsamen mythologisch zu erklärenden Darstellungen zu sein.

Danksagung

Der Autor dankt Herrn Prof. Dr. R. Gebhard, Direktor der Archäologischen Staatssammlung München, und Herrn Dr. E. Claßen, damals Leiter der Abteilung Vorgeschichte, für ihr Interesse am Zustandekommen dieser Arbeit und ihre Unterstützung. Herrn Dipl.-Rest. P. Albert ist zu danken für die äußerst sorgfältig durchgeführten Röntgenfluoreszenz-Analysen. Ein besonderer Dank gilt den Redakteuren von Archäologie Online, die diese Arbeit für die Publikation in ihrem Medium akzeptierten.

Fussnoten
  1. Hermann Dannheimer, Zu zwei älteren keltischen Fundstücken aus der Münchner Schotterebene, Archäologisches Korrespondenzblatt 5, 1975, 59-67.

  2. Ludwig Lindenschmit Sohn, Die Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit 4, 1900, Taf. 49.

  3. Rupert Gebhard, Eisenschwert mit Blechscheide. Abbild des Kosmos, in: Rupert Gebhard (Hrsg.), Archäologische Staatsammlung München, Glanzstücke des Museums (Berlin München 2010) 58-59.

  4. Hermann Dannheimer, Rupert Gebhard (Hrsg.), Das keltische Jahrtausend. Katalog der Landesausstellung des Freistaates Bayern und der Stadt Rosenheim 19. Mai – 1. November 1993 (Mainz 1993) 321-22 ohne Abb., Kat.-Nr. 403b.

  5. Werner Krämer, Die Ausgrabungen in Manching. Bd. 9 Die Grabfunde von Manching und die latènezeitlichen Flachgräber in Südbayern (Stuttgart 1985), 124; Taf. 54.

  6. Wie Anm. 3

  7. Wie Anm. 2

  8. Stellarium ist ein freies interaktives Astronomie-Programm unter GNU General Public License für die Darstellung stellarer Konfigurationen. Es kann unter diesem Namen aus dem Internet heruntergeladen werden. Projektleiter ist Fabien Chéreau, der das Programm zusammen mit der Stellarium Community bearbeitet. Verwendet wurde die Version 0.11.4.

  9. Die astronomische und die christliche (historische) Zeitskala unterscheiden sich im vorchristlichen Bereich um 1 Jahr: die historische Zeitrechnung kennt nicht das Jahr 0 im Gegensatz zur astronomischen. Das Jahr a vor Chr. entspricht daher dem astronomischen Jahr ­-(a­-1).

  10. W. Schlosser, Die Himmelsscheibe von Nebra – Astronomische Untersuchungen, in: H. Meller (Hrsg.), Der geschmiedete Himmel (Stuttgart 2004) 44-47.

  11. Wie Anm. 1.

  12. Wie Anm. 4.

  13. Wie Anm. 9.