Wiedereröffnung der Archäologischen Staatssammlung

Mit einem Festakt im Beisein des Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder und des Bayerischen Staatsministers Markus Blume wurde die Archäologische Staatssammlung am 15.4.2024 nach acht Jahren Schließzeit feierlich wiedereröffnet.

Die Kosten für die Generalsanierung und damit für die Wiederherstellung der Archäologischen Staatssammlung, die seit 1885 in der Vergangenheit zunächst unter dem Namen „Prähistorische Sammlung“ existierte, beliefen sich auf rund 66 Mio. Euro. Die insgesamt etwa 1.200 Quadratmeter Ausstellungsfläche beinhalten in der neuen Dauerausstellung auf zwei Ebenen mehr als 15.000 archäologische Objekte, die Aufschluss über mehrere Tausend Jahre Menschheitsgeschichte geben. Vertreten sind Funde aus sämtlichen Abteilungen des Museums: Vor- und Frühgeschichte, Römerzeit, Mittelalter und Neuzeit, Numismatik sowie der Abteilung Mittelmeer und Vorderer Orient.

Das älteste Objekt in der Archäologischen Staatssammlung, dem bayerischen Museum für Vor- und Frühgeschichte, ist ein Faustkeil aus der Zeit um 100.000 bis 10.000 v. Chr. Auch das jüngste Objekt stammt aus Bayern, genauer aus München: Ein Serviergeschirr aus dem ehemaligen Café Deistler, das 1945 verschüttet wurde – gefunden bei Ausgrabungen am Marienhof 2012. Zu den herausragenden Stücken der Sammlung zählen zudem ein Mammutstoßzahnfragment mit graviertem Mammut (16000-12000 v. Chr.), eine steinzeitliche Flöte aus Rehknochen (um 14000-12000 v.Chr.), das derzeit älteste Musikinstrument Bayerns, eine keltische Geldbörse mit (3. Jh. v. Chr.), eine Reitermaske der römischen Kaiserzeit aus Straß-Moos im Stil eines Alexanderporträts (2. Jh. n. Chr.), die Moorleiche aus Peiting (13.-14. Jh. n. Chr.), die bekannte Bügelfibel aus Wittislingen (um 600 n. Chr.), der bislang größte und schwerste Kleiderverschluss des Mittelalters in ganz Deutschland, sowie ein Schildbeschlag in Form eines baiuwarischen Löwen (7. Jh. n. Chr.).

Ursprünglich von den Architekten Helmut von Werz, Johann-Christoph Ottow, Erhard Bachmann und Michel Marx in den 1970er Jahren konzipiert, war der Bau in die Jahre gekommen und musste 2016 geschlossen werden. Im Zuge der Generalsanierung wurden nicht nur die Bestandsgebäude umgebaut, sondern auch ein neuer, 600 Quadratmeter großer, stützenfreier unterirdischer Sonderausstellungsraum errichtet. Das ursprüngliche  Konzept der bestehenden Ausstellungskuben wurde somit aufgegriffen und weitergeführt – inklusive der charakteristischen Cortenstahl-Fassade. Auch der Eingangsbereich wurde von dem renommierten spanischen Architekturbüro Nieto Sobejano Arquitectos erweitert.

Die inhaltliche Gestaltung der "neuen" Archäologischen Staatssammlung oblag dem international agierenden ATELIER BRÜCKNER aus Stuttgart, aktuell auch betraut mit Projekten wie dem Museum of London oder dem Grand Egyptian Museum in Gizeh. Gemäß dem Motto "Form follows content" gingen Architektur und Ausstellungsgestaltung bei der narrativen Umsetzung der Archäologischen Staatssammlung Hand in Hand. Künftig gibt die Ausstellung mit zwei Rundgängen einen Einblick in das faszinierende Abenteuer Archäologie. Die Besonderheit: Beide Rundgänge sind barrierefrei und unabhängig voneinander begehbar. Präsentiert werden die zahlreichen Klein- wie Großobjekte in 12 Räumen und zahlreichen Vitrinen, die mal am Boden, mal auf Augenhöhe bespielt und inszeniert werden. Die Besuchenden agieren dabei auf unterschiedliche Weise mit der Ausstellung, über Licht- und Klanginstallationen, Medienstationen oder Hörspiele.

Rundgang 1 entführt den Museumsgast ins Archäologische Terrain: Hier erhält der Gast einen Einblick in die bayerische Grabungslandschaft und in die Arbeit der Archäologinnen und Archäologen. Zusammenhänge zwischen Mensch und Natur werden deutlich und die Archäologie als moderne, interdisziplinäre Wissenschaft begreifbar. Sozioökonomische Zusammenhänge und gesellschaftliche Entwicklungen im Laufe der Geschichte werden deutlich.

Rundgang 2 hingegen besticht durch seine Fülle: Eine Vielzahl an Exponaten aus unterschiedlichen Epochen verdeutlicht die umfangreichen Bestände des sammlungszentrierten Museums, das über mehr als 2 Millionen Objekte verfügt, und entführt in eine Art begehbares Archiv. Highlight-Objekte aus den unterschiedlichen Abteilungen des Hauses werden vorgestellt, die Geschichten dahinter auf vielfältige Weise inszeniert und präsentiert.

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