Neun neue Stätten auf der UNESCO-Welterbeliste
Das Welterbekomitee diskutiert in den nächsten Tagen weitere Vorschläge für die Welterbeliste. In diesem Jahr sind 27 Stätten nominiert.
Die neun neuen UNESCO-Welterbestätten:
Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Montenegro, Serbien: Stećci – mittelalterliche Grabsteine
Die mittelalterlichen Friedhöfe und Grabsteine, sogenannte Stećci, entstanden zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert. Die Stećci sind größtenteils in Kalkstein gehauen und umfassen außerordentlich vielfältige Motive und Inschriften, die von der ikonographischen Kontinuität im mittelalterlichen Europa und von weitaus älteren lokalspezifischen Traditionen zeugen. Die Friedhöfe sind in Reihen angelegt, wie es in Europa seit dem Mittelalter Brauch war. Für die Welterbeliste wurden 30 repräsentative Stätten in Bosnien-Herzegowina, Westserbien, Westmontenegro sowie Mittel- und Südkroatien ausgewählt.
China: Felsmalereien der Kulturlandschaft am Hua Shan und am Fluss Zuo Jiang
Die Felsmalereien bilden das Leben und die Rituale des Luoyue-Volkes ab und sind an 38 Orten entlang steiler Felswände in der Grenzregion im Südwesten Chinas zu finden. Sie entstanden zwischen dem fünften Jahrhundert v. Chr. und dem zweiten Jahrhundert n. Chr. in einer Karst-, Fluss- und Plateau-Landschaft. Die Malereien zeigen Zeremonien, die als eine Darstellung der früher in Südchina dominierenden Kultur der Bronzegongs interpretiert werden. Diese Kulturlandschaft ist heute das einzig erhaltene Zeugnis dieser Kultur.
Griechenland: Archäologische Stätte von Philippi
Die Überreste dieser antiken Festungsstadt erstrecken sich entlang des Fußes einer Akropolis und befinden sich in der heutigen Region Ostmakedonien und Thrakien auf der alten Straße Via Egnatia, die Europa und Asien verbindet. Die Stadt wurde 356 v. Chr. unter dem makedonischen König Philipp II. gegründet und entwickelte sich anschließend mit der Gründung des Römischen Reiches in den Jahrzehnten nach der Doppelschlacht bei Philippi im Jahr 42 v. Chr. zu einem "Kleinen Rom". Die hellenistischen Bauwerke – das große Theater und das Heroon (Grabdenkmal) – wurden um römische Gebäude wie das Forum ergänzt. Die Stadt wurde schließlich nach dem Besuch des Apostels Paulus in 49-50 n. Chr. zu einem zentralen Ort des christlichen Glaubens. Die Überreste der Kirchen sind ein außergewöhnliches Zeugnis der ersten Gemeinden des Christentums.
Großbritannien: Neandertaler-Höhlen und Umgebung in Gibraltar
Die Kalksteinklippen im östlichen Teil des Felsens von Gibraltar beherbergen vier Höhlen, deren archäologische und paläontologische Fundstätten auf die Präsenz von Neandertalern über eine Zeitspanne von mehr als 125.000 Jahren hinweisen. Die Stätte ist ein außergewöhnliches Zeugnis der kulturellen Traditionen der Neandertaler. In den Höhlen sind abstrakte Felsgravuren sowie Spuren der Jagd auf Vögel und Meerestiere zu Nahrungszwecken und Hinweise auf die Verwendung von Federschmuck zu finden. Die wissenschaftlichen Forschungsarbeiten vor Ort haben schon jetzt einen bedeutenden Beitrag zur Diskussion über den Neandertaler und die Evolution des Menschen geleistet.
Indien: Ausgrabungsstätte von Nalanda Mahavihara
Die Ausgrabungsstätte von Nalanda Mahavihara liegt im Bundesstaat Bihar im Nordosten Indiens. Dort finden sich archäologische Überreste eines Kloster- und Lehrzentrums, in dem vom dritten Jahrhundert v. Chr. bis ins achte Jahrhundert n. Chr. gebetet und gelehrt wurde. Die Stätte umfasst insbesondere Stupas, Viharas (buddhistische Wohn- und Lehrgebäude), Tempel und bedeutende Kunstwerke aus Stuck, Stein und Metall. Die historische Entwicklung der Stätte zeugt von der Evolution des Buddhismus hin zu einer Religion und von der Entfaltung von Kloster- und Lehrtraditionen.
Iran: Das persische Qanat-Bewässerungssystem
In den Trockenregionen des Irans werden landwirtschaftliche und bewohnte Flächen durch das traditionelle persische Qanat-Bewässerungssystem unterstützt. Das System ermöglicht die Nutzung von Trink- und Nutzwasser aus höher gelegenen Regionen durch einen Transport mittels unterirdischer Tunnel, die sich oft über Kilometer erstrecken. Die elf Bewässerungsanlagen, die dieses System auf der Welterbeliste repräsentieren, bieten zudem Schutzzonen für Arbeiter, Wasserreservoirs und –mühlen. Das noch heute intakte traditionelle Managementsystem lokaler Gemeinschaften ermöglicht eine gerechte und nachhaltige Wasserverteilung. Zudem ist es ein einzigartiges Zeugnis kultureller Traditionen und der Lebensweise von Menschen in Trockengebieten.
Föderierte Staaten von Mikronesien: Nan Madol – das zeremonielle Zentrum von Ostmikronesien
Nan Madol besteht aus einer Reihe von 99 künstlichen Inseln aus Basaltgestein und Korallenblöcken vor der Insel von Pohnpei. Auf den Inseln befinden sich die Überreste von zwischen 1.200 und 1.500 n. Chr. errichteten Palästen, Tempeln, Grab- und Wohnstätten aus Stein. Nan Madol war das zeremonielle Zentrum der Dynastie der Saudeleur, einer von Aufbruch geprägten Zeit in der pazifischen Inselkultur. Die monumentalen Ausmaße der Gebäude, die technische Komplexität und die Vielzahl an megalithischen Strukturen zeugen von hochentwickelten sozialen und religiösen Bräuchen der damaligen Inselgesellschaften. Aufgrund des aktuellen Erhaltungszustands wurde die Stätte unmittelbar in die Liste des gefährdeten Welterbes aufgenommen.
Spanien: Dolmenstätten von Antequera
Die im Herzen Andalusiens gelegene Stätte umfasst drei Megalith-Monumente – den Dolmen de Menga, den Dolmen de Viera und den Tholos von El Romeral – sowie zwei Naturdenkmäler – den Berg Peña de los Enamorados und den Gebirgsstock El Torcal. Diese bilden die visuellen Bezugspunkte innerhalb der Kulturstätte. Die während der Neusteinzeit und Bronzezeit mit großen Steinblöcken errichteten Monumente bilden Kammern und Räume, die mit Türstürzen oder falschen Kuppeln bedeckt sind. Die drei Grabstätten gehören zu den herausragendsten Bauwerken der europäischen Vorgeschichte. Das Ensemble ist eines der bedeutendsten Beispiele der megalithischen Architektur in Europa.
Türkei: Archäologische Stätte von Ani
Die Stätte liegt im Nordosten der Türkei auf einer abgelegenen Hochebene über einer Schlucht, welche die natürliche Grenze zu Armenien bildet. Mit ihrer Verbindung von Wohnanlagen mit religiösen und militärischen Strukturen ist sie kennzeichnend für einen mittelalterlichen Städtebau, der im Verlauf der Jahrhunderte von christlichen und anschließend muslimischen Dynastien geprägt war. Die Blütezeit der Stadt lag zwischen dem zehnten und elften Jahrhundert n. Chr., als sie Hauptstadt des mittelalterlichen armenischen Königreichs der Bagratiden wurde und ihr Reichtum auf der Kontrolle des Handels entlang eines Abschnitts der Seidenstraße gründete. Später behielt die Stadt auch unter der byzantinischen, seldschukischen und georgischen Herrschaft ihren Status als wichtige Drehscheibe für Handelskarawanen. Der Einfall der Mongolen und ein zerstörerisches Erdbeben im Jahr 1319 stellten den Beginn des Niedergangs der Stadt dar.
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