Leben im Rheinland zur Jungsteinzeit
Nach der Begrüßung durch Christoph Becker-Berke, Vorstandsvorsitzender der »Stiftung zur Förderung der Archäologie im rheinischen Braunkohlerevier«, Daniel Sieveke, Staatssekretär im Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, Michael Eyll-Vetter, Leiter der Sparte Entwicklung Braunkohle bei der RWE Power AG sowie der Laudatio von Prof. Dr. Silviane Scharl, Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität zu Köln würdigte Reiner Limbach, Erster Landesrat des LVR, das Wirken der Stiftung: »Einen Schwerpunkt legt die Archäologiestiftung insbesondere auf die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Seit Gründung wurden insgesamt 125 universitäre Abschlussarbeiten durch ein Stipendium gefördert. Diese Form der Förderung und der dadurch erzielte hohe Auswertungs- und Publikationsstand macht das rheinische Braunkohlenrevier zu einer archäologischen Forschungslandschaft von internationalem Stellenwert. Seit 1993 verleiht die Stiftung zudem einen Preis, um besondere wissenschaftliche Arbeiten und herausragende Verdienste im Bereich der Braunkohlenarchäologie zu würdigen.«
Dr. Manuel Broich, 1987 geboren in Bergisch Gladbach, hat in Köln Archäologie studiert. Den Archäologiepreis erhält er für seine Dissertation über die Forschungen zum Leben der Menschen in der Jungsteinzeit, also vor knapp 7.000 bis 6.000 Jahren, in Nordrhein-Westfalen. Der offizielle Titel seiner Arbeit lautet: »Die Landwirtschaft im Mittelneolithikum – Demografie, Ökonomie, Umwelt«. Dabei untersuchte er Fragen zur damals typischen Zusammensetzung eines Haushalts oder zur Größe der landwirtschaftlichen Flächen für Nutzpflanzen und -tiere. Aber auch: Wieviel Arbeitskraft wurde für die Nahrungsmittelproduktion aufgewendet? Ist ein Zusammenhang zwischen möglichen Umweltveränderungen im 5. Jahrtausend v. Chr. und den demografischen sowie ökonomischen Entwicklungen zu erkennen?
Durch die Beantwortung dieser Fragen leistete er einen Beitrag zum Verständnis der ökonomischen Entwicklung während der Jungsteinzeit. Das Untersuchungsgebiet umfasste das heutige Bundesland Nordrhein-Westfalen, wobei das rheinische Braunkohlenrevier aufgrund der umfangreichen und großflächigen archäologischen Untersuchungen ein »Schlüsselgebiet« für die Untersuchung darstellte.
Broich konnte unter anderem feststellen, dass die Bevölkerungsdichte im 5. Jahrtausend v. Chr. in Nordrhein-Westfalen bei etwa 14.000 Menschen gelegen haben muss. Die landwirtschaftlichen Produktionsflächen wurden so angelegt, dass der Kalorienbedarf der Bevölkerung gedeckt war. Grundlagen waren pflanzliche und tierische Archive, die Aufschluss über die verwendeten Nutzpflanzen und gehaltenen Nutztiere geben. Über eine Sammlung ethnografischer und historischer Angaben zu Zeitaufwendungen verschiedener Tätigkeiten konnte er den Bedarf an Arbeitskraft für die Nahrungsmittelproduktion angeben.
Broich ermittelte, dass die Landwirtschaft einerseits durch Tradition und andererseits durch Neuerungen geprägt war. Im Bereich des Ackerbaus wurden die bereits bekannten Anbaumethoden genutzt. Allerdings säte man neue Getreidesorten, was dazu führte, dass zuvor ungenutzte Landschaften erschlossen werden konnten. Außerdem sorgte der Anbau weniger arbeitsintensiver Getreidearten in Kombination mit veränderten Haushaltstrukturen für Entlastung im Bereich der Arbeitskraft.
Die Ergebnisse seiner Arbeit würdigte die »Stiftung zur Förderung der Archäologie im rheinischen Braunkohlenrevier« nun mit dem Archäologiepreis, der mit 5.000 Euro dotiert ist. Zweck der Stiftung ist es, die im Zusammenhang mit dem Braunkohlenbergbau im rheinischen Revier stehenden archäologischen Ausgrabungen und Dokumentationen zu fördern. Dies umfasst auch die wissenschaftlichen Auswertungen und Publikationen der Ergebnisse sowie ihre öffentliche Vermittlung. Stifter sind das Land Nordrhein-Westfalen und die RWE Power AG; der Landschaftsverband Rheinland ist als Zustifter beigetreten.
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