Goldblattkreuze - Glaubenszeichen der Alamannen

16.09.2017 - 08.04.2018

Alamannenmuseum Ellwangen
Haller Straße 9
73479 Ellwangen / Baden-Württemberg
Deutschland

Die Goldblattkreuze des 6. bis 8. Jahrhunderts, von denen bisher mehr als 420 bekannt sind, stellen eine besonders interessante Fundgattung des frühen Mittelalters dar. Bei diesen in Gräbern angetroffenen Kreuzen aus dünner Goldfolie handelt es sich um Beigaben, die eigens für die Bestattung angefertigt wurden.

Diese Folienkreuze wurden einst auf einem Leichentuch oder Schleier aufgenäht dem Toten mit ins Grab gegeben. Ihre Verbreitung beschränkt sich fast ausschließlich auf den Bereich der Alamannen und Baiuwaren in Süddeutschland sowie der Langobarden in Italien.

Aufbauend auf den neueren Forschungen zu diesem Thema an der Universität Tübingen beleuchtet die Ausstellung den Grabbrauch der Goldblattkreuze, die als die ersten christlichen Symbole in Süddeutschland zu werten sind, eingebunden in einen Überblick zur Christianisierung der Alamannen. Neu ist etwa die Antwort auf die Frage, wo der Brauch entstanden ist, ebenso die Tatsache, dass dieser offenbar nur in einzelnen Familien üblich war. Anders als bisher gedacht bilden die Goldblattkreuze auch keinen Gegensatz zu gleichzeitig bestehenden Kirchen.

Die meisten Goldblattkreuze sind in der Form eines griechischen Kreuzes gestaltet. Dabei wurde entweder das gesamte Kreuz aus einem Stück Blech geschnitten oder das Stück aus zwei oder mehreren Blechstreifen gebildet. Erstaunlicherweise wurde bis heute kein einziges Goldblattkreuz im Siedelgebiet der Franken oder im frühmittelalterlichen Spanien entdeckt und nur einige wenige stammen aus dem ehemals angelsächsischen England und aus byzantinischen Gebieten am Mittelmeer.

Die erneute Untersuchung und Neubewertung der über 400 Exemplare durch Martina Terp-Schunter, welche die Grundlage der Ausstellung bilden, erlauben tiefgreifende Rückschlüsse auf deren rituelle Funktion während des frühmittelalterlichen Bestattungsablaufs. In der Phase eines noch nicht institutionalisierten Christentums vom 6. bis 8. Jahrhundert wurde mit Hilfe der Goldblattkreuze die gesamte Trauergemeinschaft unter das Zeichen des christlichen Glaubens gestellt und die eigene religiöse Überzeugung für alle Anwesenden offensichtlich.

Web: Alamannenmuseum Ellwangen

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