Zeugnis der frühen Industriegeschichte im Tal der Altefeld

Bei Müs im Landkreis Fulda wurden im 15./16. Jahrhundert Eisenerze verhüttet / Schlackenplatz wird archäologisch untersucht / Ausgrabung im Sommer geplant

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Martin Posselt erläutert die ersten Untersuchungsergebnisse. Foto: privat
Martin Posselt erläutert die ersten Untersuchungsergebnisse. Foto: privat

Erkenntnisse zur frühindustriellen Entwicklung der Region am Beginn der Neuzeit soll die archäologische Untersuchung eines Schlackenplatzes im Tal der Altefeld liefern. Diese Hoffnung verbindet ein Team unter Führung des Stadt- und Kreisarchäologen Dr. Frank Verse mit dem Projekt „Eisenverarbeitung bei Müs“.

Ende März wurde das Areal an der Kreisgrenze zum Vogelsbergkreis geomagnetisch vermessen, um die genaue Ausdehnung und Struktur des Platzes zu ermitteln. Dabei handelt es sich um eine zerstörungsfreie Messmethode, die die Grundlage für eine zielgerichtete Ausgrabung bildet. Diese Ausgrabung wird voraussichtlich im Sommer in erster Linie durch ehrenamtliche Kräfte aus den Reihen des archäologischen Arbeitskreises erfolgen.

Der Schlackenplatz war von Ortslandwirt Gerhard Hillenbrand entdeckt worden. Schlacken sind Abfallprodukte, die bei der Verhüttung anfallen. Vermutlich hat hier im 15./16. Jahrhundert eine Eisenerzschmelze gestanden. Der Standort im Altefeldtal lässt auf die Nutzung der Wasserkraft zum Betrieb der Anlage schließen. In Holzkohlemeilern, die im Umfeld entdeckt wurden, wurde der zur Erzschmelze notwendige Energieträger gewonnen. Auch das verhüttete Eisenerz könnte zumindest teilweise aus lokalem Vorkommen stammen.

Durch die Altefeld wird der Schlackenplatz allmählich abgetragen, so dass die Erkenntnismöglichkeiten an dieser Stelle künftig vielleicht nicht mehr gegeben sind. Um die Bodendenkmalforschung in der Region weiter voranzutreiben, unterstützt der Landkreis das Projekt mit einem Förderbetrag von 3.750 Euro. Auf Vorschlag des Ersten Kreisbeigeordneten Dr. Heiko Wingenfeld hat sich die Stiftung der Sparkasse Fulda in gleicher Höhe beteiligt.

Vize-Landrat Wingenfeld, der bei den geomagnetischen Messungen ebenso wie Großenlüders Bürgermeister Werner Dietrich vor Ort war, wies auf die Bedeutung der Bodendenkmalpflege zur Wahrung des kulturellen Erbes hin. Mit dem neuen Stadt- und Kreisarchäologen sei ein ausgewiesener Experte tätig, von dem man sich weitere Impulse für das ehrenamtliche Engagement erwarte. Erst im letzten Jahr habe Dr. Verse mit seinen Helfern bedeutende Funde auf einem Feld am Trätzhof gemacht.