Virtuelles Schloss Dillenburg

Die Schloss- und Verteidigungsanlage Dillenburg war bis ins 18. Jahrhundert hinein eine der imposantesten Festungsbauten der frühneuzeitlichen Ära. Dem Sitz der Regierung Nassau-Dillenburg und zeitweise Exil Wilhelm von Oraniens war es, wie vielen historischen Gebäuden aus dieser Zeit, nicht vergönnt, unbeschadet bis in die Neuzeit zu bestehen.

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Rekonstruktion des Herrenhauses der Festung Dillenburg
Rekonstruktion des Herrenhauses der Festung Dillenburg

Das Schloss wurde im Siebenjährigen Krieg 1760 zerstört und in den Folgejahren geschleift. Einzig die unterirdischen Kasematten des Schlosses, europaweit eine der größten Anlagen dieser Art, blieben erhalten.

Kürzlich fand nun die offizielle Einweihung der neu eingerichteten Ausstellung "Frühneuzeitlicher Festungsbau am Beispiel der Schloss- und Verteidigungsanlage Dillenburg" im Museum Wilhelmsturm in Dillenburg statt. Den Kern der neu gestalteten Ausstellung bildet die virtuelle Wiederherstellung des Schlosses, so wie es vor der Zerstörung im Jahr 1760 ausgesehen haben dürfte.

In mühevoller Kleinarbeit haben Historiker aus verschiedenen, teilweise widersprüchlichen Quellen Material zusammen getragen, um eine Grundlage für die virtuelle Rekonstruktion zu schaffen. Die eigentliche virtuelle Auferstehung fand dann im Rahmen einer studentischen Projektarbeit an der Universität Siegen am Institut für Bildinformatik, Lehrstuhl für Computergraphik, statt. In intensivem Austausch zwischen Historikern und Gestaltern der Rekonstruktion entstand ein äußerst eindrucksvolles Gesamtwerk. Dem Besucher des auf dem Areal der Schlossanlage befindlichen Museums wird ein realistischer Eindruck der imposanten Schlossanlage mit ihren Verteidigungsanlagen vermittelt.

Die entstandene Multimedia-Installation stellt in der Museumslandschaft des Landes Hessen eine einmalige und völlig neue Erfahrung dar. Ein großflächiges Display zur Anzeige sowie ein kleiner Touchmonitor zur Interaktion stellen die Hauptkomponente der Installation dar. Mit Hilfe modernster Graphik-Hardware wird dem Benutzer eine überaus intuitive, freie Bewegung durch die rekonstruierte Burganlage ermöglicht. Alternativ kann der Besucher vorgefertigte Videos mit Rundflügen durch die Schlossanlage direkt betrachten, die mit Erläuterungen zu den einzelnen Gebäudekomplexen unterlegt sind.

Die Installation wird zukünftig einen zusätzlichen Anziehungspunkt für Jung und Alt darstellen. Insbesondere der jüngeren Generationen wird als Besucher des Museums über diese Installation die Möglichkeit gegeben, selbständig die Geschichte der Schlossanlage Dillenburg zu erkunden.

Für die Umsetzung der virtuellen Schlossanlage haben neun Studenten unter Betreuung und Leitung von Mitarbeitern des Lehrstuhls für Computergraphik an der Universität Siegen und in Kooperation mit dem Museumsverein Dillenburg e.V. viel Zeit (18 Monate) und Engagement aufgebracht, um das Projekt zu einem allseits zufrieden stellenden Abschluss zu bringen.