Verleihung des 4. Tübinger Förderpreis für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie

Am 31.01.2002 wird auf Schloß Hohentübingen zum vierten Mal der Tübinger Förderpreis für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie verliehen. Diesjähriger Preisträger ist Dr. Olaf Jöris vom Forschungsbereich Altsteinzeit des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz mit Sitz in Neuwied.

Nachrichten durchblättern

Der Preis, der von der Abteilung Ältere Urgeschichte und Quartärökologie des Instituts für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters der Universität Tübingen ausgelobt und erstmals von der Firma ratiopharm gestiftet wird, ist mit 5000 Euro dotiert und damit die höchste jährlich vergebene Auszeichnung für Nachwuchsarchäologen.

Jöris, geboren 1969, erhält die Auszeichnung für seine Dissertation an der Universität Köln mit dem Titel "Der spätmittelpaläolithische Fundplatz Buhlen (Grabungen 1966-69). Stratigraphie, Steinartefakte und Fauna des Oberen Fundplatzes" sowie für eine Reihe hochwertiger Aufsätze zu Themen aus der älteren Urgeschichte und Quartärökologie.

In seiner Arbeit befasst sich Jöris mit den in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts am so genannten Oberen Fundplatz in Buhlen in Nordhessen ausgegrabenen archäologischen Funden aus der Zeit des späten Neandertalers vor etwa 60-90.000 Jahren. Im Zentrum stehen die Funde der so genannten Keilmessergruppe. Jöris gelang es, durch Zusammenfügen der Werkzeuge mit ihren Herstellungsabfällen die "Lebensgeschichte" solcher Stücke zu rekonstruieren. Er konnte dabei zeigen, dass die Keilmesser ihre Form im Laufe der Verwendungsdauer teilweise erheblich verändern. Damit revidierte er die seit den 60er Jahren bestehenden chronologischen Gliederungsschemata, die sich an der unterschiedlichen Form der Keilmesser orientieren.

Den technologischen Aspekten schließt Jöris Analysen der Tierknochen aus den Fundschichten an, bei denen es sich zum Teil um Reste der Jagdbeute handelt. Änderungen in der Zusammensetzung der Tierarten in den verschiedenen Schichten lassen eine Entwicklung des Klimas von gemäßigteren hin zu kalten Bedingungen erkennen. Die intensiven Nutzungsspuren an den Knochen und das Vorherrschen bestimmter Körperteile sowie die Topographie des Platzes deuten darauf hin, dass es sich um einen mittel- bis längerfristig besiedelten "Wohnplatz" handeln könnte. Saisonale Indikatoren bei den Faunenresten machen eine Besiedlung des Platzes im Winterhalbjahr wahrscheinlich.

Quelle: Uni Tübingen