Stuttgart 21: Archäologische Untersuchungen im Schlossgarten werden fortgesetzt

Fundstelle ist ausgedehnter als ursprünglich angenommen

Die Ausgrabungen des Landesamts für Denkmalpflege (LDA) im Regierungspräsidium Stuttgart im Bereich des geplanten Stuttgarter Tiefbahnhofs konzentrieren sich auf römische und frühalamannische Siedlungsspuren. Die Deutsche Bahn gewährt Zeit für die Untersuchungen und unterstützt bei der Bergung der Funde.

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Ausgrabung S21
S 21 - Düker Cannstatter Straße, Blick von Nordost – Erdabtrag im Rahmen der archäologischen Untersuchung in etwa 4 Metern Tiefe unter heutigem Niveau. Foto: RP Stuttgart

Die seit Anfang September im Baufeld 16 der Baumaßnahme für den neuen Stuttgarter Tiefbahnhof laufenden archäologischen Untersuchungen des LDA dauern an. Derzeit konzentriert sich das zehnköpfige Expertenteam auf die dort angetroffenen römischen und frühalamannischen Siedlungsspuren. Die Fundstelle ist ausgedehnter als ursprünglich angenommen. Es sind daher weitere Untersuchungen und Dokumentationen für die Wissenschaft möglich und erforderlich.

Anhand der Kleinfunde, vor allem der Keramik, konkretisiert sich die Datierung des römischen Gutshofs auf das 2. und 3. Jahrhundert nach Christus. Bauzeitraum und -abfolge der beiden gefundenen Ziegelbrennöfen und des Töpferofens lassen sich anhand der stratigraphischen Überlagerung näher eingrenzen. Das Areal wurde in römischer Zeit intensiv gewerblich genutzt: Eingebettet in starke Schwemmschichten wurden in den vergangenen Wochen mehrere ziegelgefasste Kanalleitungen festgestellt. Sie dürften dazu gedient haben, Oberflächenwasser aus dem angrenzenden Hofareal in den Nesenbach abzuleiten und so den Baugrund der Öfen trocken zu halten.

Im Baufeld 16 wie auch in der nördlich benachbarten Baufläche des Dükers an der Cannstatter Straße stieß das Team des Landesamtes für Denkmalpflege auf weitere Zeugnisse der hier in nachrömischer Zeit existierenden germanischen Siedlung. Hervorzuheben sind insbesondere Baustrukturen von Holzhäusern, teilweise mit erhaltenen Pfostenstellungen aus gespaltenen Eichenstämmen. Mit Hilfe dendrochronologischer Untersuchungen dieser Holzfunde wird es möglich sein, die Errichtung der Gebäude jahrgenau zu datieren. Siedlungen aus der Zeit der alamannischen Landnahme im 3. und 4. Jahrhundert nach Christus sind in Baden-Württemberg außerordentlich selten und von überregionaler wissenschaftlicher Bedeutung.

Die archäologischen Untersuchungen in den Baufeldern 16 und 18 (hier wurden Steinplatten eines Kanals und weitere Strukturen einer frühneuzeitlichen Gartenanlage freigelegt) werden fortgesetzt. Die laufenden Arbeiten der Bahn zur Herstellung eines Baugrubenverbaus für den Trog des neuen Hauptbahnhofs werden durch die Fortsetzung der Untersuchungen nicht weiter beeinträchtigt. Die Deutsche Bahn gibt den Experten des Landesamtes für Denkmalpflege die notwendige Zeit für die Untersuchungen und unterstützt nach Möglichkeit bei der Bergung der Funde.