Spätantikes Leben im Spiegel frühchristlicher Predigten

Eine merkwürdige Rechtspraxis gab es im römischen Heer: Wenn ein Soldat ein schweres Verbrechen begangen hatte, kam es zu einer Art "stellvertretender Hinrichtung"

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; dabei wurde der Mantel des Soldaten verbrannt, der Legionär selbst wurde lediglich degradiert und blieb dem Heer so erhalten. Dass sich Rechtshistoriker noch heute über dieses ungewöhnliche Strafverfahren streiten können, verdanken sie dem Prediger Asterius, der es in einer seiner Predigten überliefert hat. Insgesamt 31 Predigten (sogenannte "Homilien") zu den Psalmen hat Asterius verfasst, darunter auch eine Reihe von Osterpredigten. Der Theologe Professor Dr. Wolfram Kinzig von der Universität Bonn hat Asterius" Predigten nun erstmals vollständig aus dem Altgriechischen übersetzt und kommentiert.

Schon seit fast zwei Jahrzehnten beschäftigt sich Professor Kinzig mit den Schriften des mysteriösen Mannes, der im späten 4. oder frühen 5. Jahrhundert im Raum Antiochien lebte. "Wer sich hinter dem Prediger "Asterius" verbarg, dazu gab es lange unterschiedliche Deutungen", sagt Professor Kinzig. Schon vor fünfzehn Jahren gelang es dem Professor von der Abteilung Kirchengeschichte des Evangelisch-Theologischen Seminars nachzuweisen, dass die Predigten einem bislang unbekannten Prediger stammen, der im späten 4. oder frühen 5. Jahrhundert in Antiochien oder Umgebung lebte.

"Asterius" Predigten bergen zahlreiche bisher unbekannte Details über das öffentliche Leben in der Spätantike", erklärt der Bonner Wissenschaftler. Manchmal drängen sich dabei auch Parallelen zu aktuellen politischen Ereignissen auf, so, wenn Asterius beispielsweise die Korruption in Verwaltung und Justiz anprangert. Auch der Umgang mit Krankheiten, Sklaverei, Weinbau und die Seefahrt gehören zu Asterius? Themen. Vor allem seine an Ostern gehaltenen Predigten haben die Aufmerksamkeit der Liturgiehistoriker erregt: Sie geben Aufschluss über die altkirchliche Gottesdienstpraxis, für die ansonsten nur noch wenige Quellen existieren.

Quelle: Uni Bonn