Römischer Friedhof vor den Toren Vindonissas entdeckt

Das antike Vindonissa ist immer wieder für Überraschungen gut. Bei Bauarbeiten in Brugg (Kanton Aargau) wurden Ende Oktober Brandgräber und Grabbauten aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. freigelegt.

Nachrichten durchblättern
In den freigelegten Gräbern wurden Beigaben wie Tongefäße oder die abgebildeten glasierten Keramikgefäße in Löwen- und in Taubenform gefunden © zVg Kantonsarchäologie Aargau
In den freigelegten Gräbern wurden Beigaben wie Tongefäße oder die abgebildeten glasierten Keramikgefäße in Löwen- und in Taubenform gefunden © zVg Kantonsarchäologie Aargau

Das römische Vindonissa – Legionslager und umgebende Zivilsiedlung – lag vor 2000 Jahren überwiegend auf dem Boden der heutigen Gemeinde Windisch. Wichtige Fernstraßen führten von hier nach allen Himmelsrichtungen, und gemäß römischem Recht wurden entlang dieser Straßen die Friedhöfe für Soldaten und Zivilbevölkerung angelegt. Solche Nekropolen mit insgesamt über 700 Gräbern waren bislang entlang der westlichen, südlichen und östlichen Ausfallstraße bekannt. Ende Oktober 2012 gelang nun die überraschende Entdeckung eines weiteren Gräberfeldes. Es liegt westlich der Vorstadt von Brugg, unmittelbar nördlich der heutigen Baslerstraße, die in römischer Zeit nach Augusta Raurica (Augst BL) führte.

Das Team der Kantonsarchäologie hat seither über 35 Gräber freigelegt. Sie enthalten die verbrannten Knochenreste der dort Bestatteten sowie verbrannte und unverbrannte Beigaben: Tongefäße, Salbfläschchen aus Glas und Bronzeschmuck. Die meisten Gräber sind einfache Erdgruben, in denen die Asche des Scheiterhaufens gekippt wurde. Einige Gräber hingegen wurden sorgfältig in Form einer Kiste aus Ziegelplatten gebaut. Die Gräber liegen an oder sogar auf einer römischen Kiesstraße, die einstmals von Vindonissa nach Augusta Raurica führte und wegen der schwierigen Hanglage mehrfach erneuert und verlegt wurde. Die große Überraschung sind aber mehrere gemauerte Fundamente. Auf den ersten Blick unscheinbar, gehörten sie einstmals wohl zu turmartig gebauten Grabmonumenten, die in der römischen Schweiz eine große Seltenheit darstellen. Vermutlich standen auf den Grundmauern einstmals Nischengrabmäler, die mit Inschriften, Bildnissen oder gar Statuen an die hier Bestatteten erinnern sollten.