Lebensdauer eines Langhauses

Eine Lebensdauer von 20 Jahren gaben die Erbauer dem jungsteinzeitlichen Langhaus im Freigelände des Urgeschichtemuseums in Asparn/Zaya (Niederösterreich), nun sind es mehr als 40 geworden.

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Nur noch bis Ende November können Besucher das alte Langhaus besichtigen, danach wird es wissenschaftlich zerlegt (Foto: Urgeschichtemuseum NÖ)
Nur noch bis Ende November können Besucher das alte Langhaus besichtigen, danach wird es wissenschaftlich zerlegt (Foto: Urgeschichtemuseum NÖ)

Bis Ende November ist es für Besucher noch möglich einen Blick darauf zu werden. Danach werden Dr. Ernst Lauermann, der wissenschaftliche Leiter des Museum, und sein Team das Haus Stück für Stück fachgerecht abtragen und dabei die Veränderung der Baumaterialien im Laufe der Zeit untersuchen. „Wir werden beim Schilfdach einen Schnitt machen, um die einzelnen Schichten analysieren zu können, ebenso werden wir die Holzpfeiler und die Holz-Dachkonstruktion auf Veränderungen untersuchen", so Dr. Lauermann. „Jene Materialien, die für das neue Langhaus erneut verwendbar sind, werden auch wieder eingesetzt." Von der Errichtung in den 60er Jahren gibt es wenige Aufzeichnungen, umso bedeutungsvoller ist es nun, das Langhaus umfassend zu untersuchen. Einige Erkenntnisse wurden bereits gewonnen, als vergangene Woche an der Rückseite des Hauses Grabungen stattfanden. Die tief im Erdreich sitzenden Bereiche des Pfeilers lassen die Zeichen der Zeit erkennen, sie sind teilweise morsch. Die Pfeiler wurden für eine längere Haltbarkeit bei der Errichtung mit Bitumen getränkten Säcken umwickelt, teilweise sind diese noch zu erkennen.

1962 wurde mit Vorarbeiten zum Bau des Langhauses begonnen, 1966 wurde es auf Basis eines Grabungsbefundes von Köln-Lindenthal errichtet. Das Gebäude ist 25 m lang, 7 m breit und 5,4 m hoch. Auf 41 Pfosten ruht das Langhaus, dessen Wände ein mit Lehm verstrichenes Flechtwerk sind, den Boden bildet gestampfter Lehm und das Dach ist aus Schilf. „Der Befund aus Deutschland wurde damals für die Errichtung herangezogen, weil die Forschung in den 60er Jahren keine Hausbefunde der Linearbandkeramik in Niederösterreich kannte. Das hat sich nun geändert. Das neue Langhaus, das 2012 gebaut wird, basiert auf einem Grabungsbefund von Schwechat/Rannersdorf", erläutert Dr. Lauermann.

Im nächsten Jahr gibt es für Besucher die einmalige Gelegenheit, beim Bau des neuen Langhauses mit dabei sein zu können, das in den nächsten Jahrzehnten einen Teil der Jungsteinzeit im Urgeschichtemuseum darstellt. Das Haus wird nach dem neuesten Stand der Wissenschaft gebaut. Die Experimentelle Archäologie, für die das Urgeschichtemuseum bekannt ist, wird auch beim neuen Langhaus zum Einsatz kommen.