Kellergrundriss, Brandspuren und markante Keramikscherben

Archäologische Funde in der Briloner Altstadt reichen zurück in die Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg

Spuren eines Brandes, ein Keller mit Treppenzugang aus der Zeit vor dem 17. Jahrhundert und Hinweise auf die Wirren des Dreißigjährigen Krieges: Das sind die Zeugnisse der Vergangenheit, die Archäologen für den Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in Brilon dokumentiert haben. Ein überraschendes Ergebnis für die dicht besiedelte Innenstadt, das den LWL-Archäologen Einblick in das Mittelalter und die frühe Neuzeit in diesem bisher nur schlecht erforschten Gebiet gibt.

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Kellergrundriss
Das Luftbild zeigt den vollständig freigelegten mittelalterlich-neuzeitlichen Kellergrundriss an der Königsstraße. Foto: EggensteinExca/G. Eggenstein

Wo in den zurückliegenden Jahrhunderten und Jahrzehnten viel gebaut wurde, haben die Relikte der Vergangenheit selten die Zeit im Boden überdauert und sind unwiederbringlich zerstört worden. In der Briloner Altstadt waren die Fachleute der LWL-Archäologie für Westfalen deshalb in jüngster Zeit auch selten. Nur einige ältere Mauerzüge in der Kirchstraße und am Alten Gericht sind zuletzt in die Dokumentation eingegangen.

Anders an der Königstraße, wo jetzt ein Neubau errichtet wurde und eine Grabungsfirma die Eingriffe in den Boden begleitet hat. Hier gingen die Planungen über das bereits abgerissene und unterkellerte Gebäude hinaus, so dass die Experten im bisherigen Gartenbereich mit archäologischer Substanz rechneten.

Grabungsleiterin Marianne Moser und ihr Team entdeckten auf dem schmalen Grundstück den vollständigen rechteckigen Grundriss eines aus Bruchsteinen errichteten Kellers mit Treppenzugang. Hier fanden sich auch die Überreste eines Brandes. Sie könnten Anhaltspunkte dafür sein, dass ein vorgelagertes oder auf dem Keller errichtetes Holzgebäude von dem Feuer vernichtet und der Schutt dann einplaniert wurde.

LWL-Mittelalterarchäologe Wolfram Essling-Wintzer: »Der Befund entspricht dem in Mittelalter und Früher Neuzeit üblichen bürgerlichen Wohnbau. Im vorderen Teil der Parzelle lag das Vorderhaus, zumeist aus Fachwerk auf Streifenfundamenten errichtet. Die Keller legte man - wie auch hier - üblicherweise im rückwärtigen Teil des Hauses an. Unmittelbar über ihnen lag oft die so genannte Upkammer. Vermögendere Bürger, besonders Kaufleute ließen ihre Keller mit Gewölben ausstatten, um hier ihre wertvolle Handelsware feuerfest lagern zu können.«

Unter den Funden finden sich reich verzierte Keramikscherben. Darunter ist auch eine sogenannte Schnelle, ein mit Auflagen verzierter, schlanker und zylindrischer Krug aus feinem Steinzeug. Er wurde in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts in einer Töpferei aus dem Siegburger Raum hergestellt. Das restliche Fundmaterial zeigt, dass der Keller bereits im 17. Jahrhundert, vielleicht in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges und möglicherweise in Zusammenhang mit einem Hausbrand aufgegeben worden war.

Prof. Dr. Michael Baales ist als Leiter der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen zufrieden mit den Grabungsergebnissen. Denn sie zeigen, dass sich archäologische Begleitungen von Neubebauungen auch in den dicht besiedelten Innenstädten lohnen, wo vermeintlich bereits alles »umgegraben« worden ist. »Nur so werden die letzten archäologischen Puzzlesteine der Stadtgeschichte nicht unbeobachtet zerstört, wie es in den zurückliegenden Jahrzehnten leider oft geschehen ist«, so Baales.

Keramikscherbe
Keramikscherbe mit Doppelkopfadler von einer Siegburger »Schnelle«, Beleg für den Wohlstand der damaligen Bewohner des Grundstücks an der Königsstraße. Foto: LWL/M. Baales