Höchster Fundstelle ist einzigartig

Archäologisches Museum und Denkmalamt veröffentlichen Ausgrabungsergebnisse

Dass die Römer an Main und Nidda siedelten, ist lange bekannt. Bei einer archäologischen Voruntersuchung im Jahr 2001 wurden in Frankfurt-Höchst aber erneut frührömische Funde aufgedeckt. Diese erste flächige Ausgrabung am ehemaligen Kreishaus hat Funde aus der Zeit der ersten römischen Besetzung Hessens vor exakt zweitausend Jahren freigelegt.

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Die Ausgrabungsstelle 2001 (Foto: Denkmalamt/Archäologisches Museum)
Die Ausgrabungsstelle 2001 (Foto: Denkmalamt/Archäologisches Museum)

Die Fundstelle ist im Frankfurter Stadtgebiet einzigartig und für ganz Hessen von besonderer Bedeutung. Sie ist - auch dank moderner Grabungstechnik - außerordentlich gut erhalten, die Funde sind von besonderer Qualität. Wissenschaftlich bringt sie für die "Romanisierung" unseres Gebietes neue, bisher unbekannte Erkenntnisse.

Daher haben Archäologisches Museum und Denkmalamt sowie Kultur- und Planungsdezernat ein Großprojekt zur Erforschung des römischen Höchsts auf den Weg gebracht; weitere externe wissenschaftliche Spezialisten konnten zur Mitarbeit gewonnen werden. Die Ergebnisse werden in drei Bänden gedruckt. Die Aufnahme der Altfunde ist bereits vollständig fertig und wird als Band 1 in den Schriften des Archäologischen Museums veröffentlicht. Die Auswertung der Neugrabung wird in Band 2 dokumentiert; der über eintausend Objekte umfassende Katalogteil ist bereits erstellt. Abschließend wird als 3. Band die wissenschaftliche Auswertung veröffentlicht.

Die neuen Grabungen haben die Bedeutung bestätigt, die auch schon die altbekannte Fundstelle hatte. Zum ersten Mal ist es 2001 zudem möglich gewesen, auch Gebäudegrundrisse des augusteischen Lagers freizulegen. Die neuen Funde belegen jetzt die Anwesenheit von römischen Soldaten und gallischen Hilfstruppen: Im Jahr 10 vor Christi Geburt marschierte Drusus, der Stiefsohn von Kaiser Augustus, mit starken Verbänden von Mainz aus über die Wetterau. Nach den Kämpfen begannen die Römer hier rasch, Städte nach römischem Muster zu gründen, wie bei Waldgirmes im Lahntal etwa. Allerdings machte im Jahr 9 nach Christus die Niederlage des römischen Feldherrn Varus im "Teutoburger Wald" den Plan Roms zunichte, Germanien zur Provinz zu machen.

Von strategisch wichtigen Punkten aus wurde in diesen Jahren das Umland gesichert, Straßen wurden ausgebaut und die Versorgung der Truppen gewährleistet. Auch in Höchst entstand in diesen Jahren zwischen Schloss und Bolongaro-Palast auf von Hochwasser geschütztem Gelände eine ausgedehnte militärische Anlage. Zudem nutzten die Römer die Nidda, die hier in den Main mündet, als Wasserweg für Güter aller Art. Einen Tagesmarsch von Mainz entfernt, könnte das Lager deshalb auch als Anlege- und Stapelplatz gedient haben. So konnten die römischen Kastelle und Siedlungen in den neu besetzten Gebieten Nordhessens nicht nur mit Getreide, Wein, Öl und anderen Lebensmitteln beliefert werden, sondern auch mit Tafelgeschirr und Lampen aus Italien und Gallien.

Römische Lampen aus der Grabung in Höchst (Foto: Denkmalamt/Archäologisches Museum)
Römische Lampen aus der Grabung in Höchst (Foto: Denkmalamt/Archäologisches Museum)
Terra Sigillata-Teller aus der Grabung in Höchst (Foto: Denkmalamt/Archäologisches Museum)
Terra Sigillata-Teller aus der Grabung in Höchst (Foto: Denkmalamt/Archäologisches Museum)