Götter, Gräber, Hightech

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligt ein wegweisendes Projekt zur Entwicklung eines Kompetenzzentrums für altertumswissenschaftliche Forschungsdaten unter Federführung des Deutschen Archäologischen Instituts.

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Die Zeiten, in denen Archäologen nur mit Stift und Zeichenpapier ins Feld zogen, sind längst vorüber. Grabungen und altertumswissenschaftliche Forschungsprojekte arbeiten heute mit Laptop und Hightech. Dabei wird eine Vielzahl an digitalen Daten generiert, die für den einzelnen Archäologen kaum noch beherrschbar sind. Die Daten sind heterogen und reichen von textbasierten und kunsthistorischen Analysen bis hin zu groß angelegten Regionalstudien mit Hilfe moderner Grabungs-, Vermessungs- und Fernerkundungstechniken. In der Vernetzung, etwa von Archiv-, Foto- und Grabungsdokumentationen mit naturwissenschaftlichen und philologischen Daten, treffen Fachkulturen aufeinander, die mit ihren Daten unterschiedlich umgehen. Ergebnis sind verschiedenste Formate, Interoperabilitäts- und Archivierungsproblemen. Es fehlen fachspezifische Lösungen, Konzepte für mittel- und langfristige Sicherung, projektübergreifende Vernetzung und offene Verfügbarkeit im WWW.

Obwohl die Altertumswissenschaften und die Archäologie in einer weltweit einmaligen Breite vertreten sind, fehlt in Deutschland bisher eine kompetente und koordinierende Institution, um zentrale Qualitäten wie Austauschbarkeit, langfristige Verfügbarkeit und Nachnutzbarkeit zu gewährleisten. Dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) wurde nun eine Schlüsselfunktion in diesem Bereich zuerkannt, weil es mit seinen Forschungsprojekten auf allen fünf Kontinenten national und weltweit vorzüglich vernetzt ist sowie insbesondere in der Kooperation mit der Universität zu Köln bereits wichtige Schritte zum Aufbau eines solchen Zentrums eingeleitet hat. Im April 2011 konnte in die gemeinsame Objektdatenbank Arachne der einmillionste Datensatz eingespeist werden.

Mit dem geplanten Kompetenzzentrum wird eine Grundlage geschaffen für eine qualitative Steigerung von Forschungsdaten. Immer komplexer werdende Fragestellungen der Altertumswissenschaften können neu beantwortet, eine erhöhte Sichtbarkeit von Ergebnissen im Internet erreicht, aber auch die Interdisziplinarität der Forschung verbessert werden.

In der ersten Projektphase erfolgt eine substantielle Bestands- und Bedarfsanalyse bereits bestehender vergleichbarer Zentren z.B. in den Niederlanden oder Großbritannien. Darauf aufbauend soll in der zweiten Projektphase die Organisationsstruktur für das Kompetenzzentrum entwickelt werden. Die DFG bewilligte dazu zwei Stellen für jeweils drei Jahre sowie weitere Mittel für Unterarbeitsgruppen.

Antragsteller sind neben dem DAI das von der DFG geförderte Exzellenzcluster TOPOI (Berlin), die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, die Antikensammlung SMB, das Rechenzentrum der Universität Köln, die SUB Göttingen, der Verband der Landesarchäologen der Bundesrepublik Deutschland, das Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie in Mannheim sowie Graduiertenschule "Human Development in Landscapes" der Universität Kiel (Exzellenzinitiative).