Ernährungstipp: Steinzeitdiät mit Mammutbraten, bitte!

Die Debatte um BSE-Ängste, Fastfood und Diätwahn hat vielfach die Frage provoziert, "ob wir denn nun nicht doch lieber alle Vegetarier werden sollten". Wie sieht artgerechte menschliche Ernährung aus?

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Das ist das Thema einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit Dr. Nicolai Worm (Berg). Eingeladen hat der Interdisziplinäre Gesprächskreis "Wissenschaft und Verantwortung" an der Universität Dortmund.

Die Veranstaltung findet am Freitag dieser Woche (11.5.2001) um 19 Uhr in der Fachhochschule Dortmund, Sonnenstraße 96, statt. Beteiligt sind das "Studium Generale" der FH, die Regionalgruppe Dortmund der Ärzteorganisation IPPNW sowie das "Forum Gesellschaft und Politik".

Dr. Nicolai Worm, namhafter Ernährungswissenschaftler aus Berg/Starnberger See, wird in seinem Vortrag den Zusammenhang zwischen der genetischen Ausstattung des Menschen und der Frage nach der "gesunden" Ernährung darstellen: Was für den Menschen gesundheitsförderlich wirkt, steht in seinem Genom festgeschrieben. Da wir dieses aber weder vollständig lesen noch korrekt interpretieren können, versucht man in der Forschung Umwege zu gehen. Auf den Spuren unserer Vorfahren lässt sich entschlüsseln, an welche Lebensbedingungen sich der Mensch während der Evolution adaptiert hat und welche Nahrung für ihn als "am besten geeignet" vorprogrammiert ist.

Zahlreiche Indizien aus der Stoffwechselforschung und aus der Epidemiologie weisen eindrücklich darauf hin, dass die "Steinzeitdiät" die "artgerechte" Ernährung ist, die unsere Gene für richtig befinden und uns möglicherweise vor Zivilisationskrankheiten am besten schützt.

Nicolai Worm, der zahlreiche Bücher zu Ernährungsfragen veröffentlicht hat (u.a. "Diätlos glücklich", "Täglich Wein"), beschreibt in seiner jüngsten Veröffentlichung "Syndrom X oder Ein Mammut auf den Teller! Mit Steinzeitdiät aus der Ernährungsfalle" die Hintergründe unserer "Ernährungsfalle": Über Millionen von Jahren hat sich der Mensch in einer Umwelt entwickeln müssen, die von Nahrungssuche geprägt war.

Erst mit der Einführung des Ackerbaus vor wenigen tausend Jahren standen plötzlich Kohlenhydratquellen in größerem Maße zur Verfügung. Im Verhältnis zur Zeitspanne, in der die Evolution uns zum Homo sapiens machte, ist das wie ein Lidschlag im Zeitraum eines Tages. In all den Jahrhunderttausenden zuvor sammelte man in fruchtbaren Zeiten Beeren und wilde Früchte, Pilze und Nüsse. Und man jagte kleines und großes Getier: Fleisch war hoch begehrt und dominierte die Kost, während Kohlenhydrate immer knapp waren.

So war die Essensbeschaffung und -zubereitung immer mit viel Mühe und Bewegung verbunden. Und was es zu essen gab, bestimmte allein die Umwelt. Wo waren damals Mehlspeisen und Müesli, wo das tägliche Brot? Gab es Pasta oder Patnareis, Kartoffeln oder Knödeln? Ass man Chips und Crunch?

Die Gene haben sich im Laufe von Hundertausenden von Jahren an die vorgegebenen Umweltbedingungen angepasst und damit optimale Überlebenschancen geschaffen. So wurde der Mensch mit speziellen Funktionen ausgestattet, um in einer kohlenhydratarmen Welt zu bestehen. Doch seit der industriellen Revolution ist die evolutionäre Einheit - Ernährung durch Bewegung - auseinandergerissen. Zudem sind ausgerechnet Kohlenhydrate zur dominierenden Nahrungsquelle in der industrialisierten Welt geworden. Doch unsere Gene haben nicht den Hauch einer Chance gehabt, sich dieser biologisch überstürzten Entwicklung anzupassen. Sie funktionieren immer noch wie zu Urzeiten. Und das bekommt uns heute schlecht. Wir tappen in die "Ernährungsfalle": Viel essen, das Falsche essen und sich dazu nicht mehr bewegen. Die "Strafe" folgt auf dem Fuß: Syndrom X!

Worms These: "Steinzeitdiät" schützt uns vor den bedrohlichen Zivilisationskrankheiten. Das Ernährungsmotto der Zukunft muss heißen: zurück zur artgerechten, zur natürlichen Ernährung, wie sie vor der Agrarkultur war, zurück zu dem, was unsere Gene für "richtig befinden" oder provokant formuliert, zurück zum "Mammut auf dem Teller".

Quelle: Uni Dortmund (idw)