Eisbohrkern bestätigt Berner Klimathese

Meilenstein im europäischen Eiskern-Bohrprojekt EPICA: Erstmals liegen Daten über Temperaturschwankungen in der Antarktis über die letzten 800'000 Jahre vor. Sie bestätigen eine frühere These der Klimaforscher an der Universität Bern. Die Forschungsergebnisse wurden heute in "Science Express" publiziert.

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Seit 1996 ist die Abteilung für Klima- und Umweltphysik des Physikalischen Instituts der Universität Bern massgeblich am europäischen Eiskern-Bohrprojekt EPICA (European Project for Ice Coring in Antarctica) beteiligt. Die Bohrungen liefern Aufschluss über die Klimaentwicklung auf der Erde in den letzten 800.000 Jahren. Es handelt sich dabei um die bisher längste Klimageschichte aus Eisbohrkernen.

Die Analyse der Daten aus dem 3.260 Metern langen Eisbohrkern von Dome Concordia (Ostantarktis) zeigen nun deutlich: Das Erdklima hat vor 400.000 Jahren einen neuen Rhythmus angeschlagen. In der Zeit vor 800.000 Jahren bis vor 400.000 Jahren schwankte das Klima tendenziell in einem 40.000-Jahr-Rhythmus mit kühleren, aber länger andauernden Warmzeiten. Danach folgten vier Klimazyklen von je rund 100.000 Jahren.

Die neuen Messungen am EPICA-Bohrkern erlauben zusammen mit Klimamodellen eine bessere Schätzung der mit den Klimaschwankungen verbundenen Temperaturänderungen. So war die kälteste Periode vor 20.000 Jahren mit etwa 10°C unter dem heutigen Wert. Die wärmste Periode vor etwa 130.000 Jahren war rund 4.5°C wärmer als heute.

Nord-Süd-Klimaschaukel während der letzten 800.000 Jahre aktiv

Auch an der Erforschung der Klima-Kopplung zwischen Nordhalbkugel und Südhalbkugel (Nord-Süd-Klimaschaukel) sind die Berner massgeblich beteiligt. Hier bestehen bei früheren Klimazyklen starke Ähnlichkeiten mit dem in der letzten Eiszeit (vor 100.000- 11.000 Jahren) beobachteten Verhalten: Die damaligen grossen Temperaturschwankungen in der Nordatlantischen Region sind als schwächere, zeitlich verschobene Schwankungen in der Antarktis erkennbar, so wie das vom Berner Modell vorausgesagt wurde.

Die neusten Ergebnisse bestätigen zudem, dass die "natürlichen", das heisst nicht vom Menschen verursachten Klimavariationen, vor allem durch astronomische Faktoren wie der Neigung der Erdachse bestimmt werden. Andere Einflüsse, wie etwa Vulkanismus und Veränderungen der Leuchtkraft der Sonne, spielen hingegen bei den natürlichen Klimaschwankungen eine untergeordnete Rolle.