Eine internationale Tragödie: Die Zerstörung kulturell bedeutender Stätten in Palästina

Der World Archaeological Congress (WAC) hat in einer Presseerklärung vom 8. Januar 2004 die Zerstörung archäologischer und kultureller Stätten in Palästina durch den Staat Israel verurteilt.

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"Die Zerstörung kulturell bedeutender Orte in Städten wie Bethlehem, Nablus und Hebron durch israelische Kräfte ist von größter Wichtigkeit. Betrachtet man die historische Bedeutung dieser Städte für so viele Kulturen, ist das eine internationale Tragödie", sagte Dr. Claire Smith, Präsidentin des World Archaeological Congress.

Es gebe ein Muster dieser Zerstörungen. Zur Zeit existierten unbestätigte Berichte, dass das israelische Militär einen militärischen Einsatz in der historischen Stadt Nablus in der West Bank beginne, sagte Smith. Der Einsatz ziele auf ein Gebiet, das nahe dem AbdulaHadi-Palast liege. Dieser Palast wurde 1855, während der ottomanischen Zeit, für Mohamad Bek Abdul-Hadi gebaut. Er gilt als einer der wichtigsten Bauten der Stadt.

Die bestätigte Zerstörung anderer Orte von kultureller Bedeutung schließe Fundstellen ein, die durch die israelische Altertumsbehörde zwischen 1967 und 1993 zum Teil ausgegraben worden seien, so Smith. Von besonderer Bedeutung sei die Vernichtung kulturell wichtiger Stätten durch die Mauer, welche die israelische Regierung in den Palästinensergebieten errichte.

"Kein Land und keine Gruppierung, nicht Israel, die USA oder Palästina kann von Kritik ausgenommen werden, wenn sie nicht achtsam mit kulturellem Erbe umgehen", sagte Claire Smith am 14. Januar 2004. Im Fall der israelisch-palästinensischen Situation könnten Zerstörungen durch beide Seiten verursacht werden. WAC stehe keiner Seite näher als der anderen. Es gehe darum, das Erbe der Vergangenheit zu schützen. In diesem Fall mache es aber allen Anschein, es sei durch das israelische Militär bedroht, so Smith.

Der World Archaeological Congress rief die israelische Regierung auf, die UNESCO-Erklärung zur kulturellen Vielfalt zu respektieren, die das Recht aller Nationen unterstützt, ihre kulturelle Identität zum Wohl gegenwärtiger und künftiger Generationen beizubehalten.

Die Archäologen-Vereinigung rief weltweit Regierungen dazu auf, von Israel die Befolgung der UNESCO-Konvention von 1954 zu verlangen. Die Haager "Konvention zum Schutz kulturellen Eigentums im Falle eines bewaffneten Konflikts" verpflichtet u. a. dazu, im Fall eines bewaffneten Konflikts Diebstahl, Plünderung und jede Art der Beschädigung und Zerstörung von Kulturgütern zu verhindern oder zu beenden.

 

Mehr Informationen über WAC:

http://www.wac.uct.ac.za/contents.htm

Mehr Informationen über Claire Smith:

http://ehlt.flinders.edu.au/archaeology/staff/smith.php

 

Autorin: Diane Scherzler M. A., Öffnet ein Fenster zum Versenden einer E-Maildiane.scherzler(at)swr.de

Diane Scherzler ist Prähistorikerin und arbeitet als Redakteurin beim Südwestrundfunk. Sie ist Mitglied und Media Advisor Europe von WAC.