Eine der ältesten Mumien der Welt im CT

Starb das Baby aus Peru vor 6.400 Jahren an einem angeborenen Herzfehler?

Eine Computertomographie im Herz- und Diabeteszentrum NRW soll offene Fragen zu einer der ältesten Mumien der Welt klären, bevor diese demnächst wieder im Lippischen Landesmuseum zu sehen sein wird.

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Babymumie aus Peru
Starb dieses Baby vor 6.400 Jahren an einem angeborenen Herzfehler? Foto: Armin Kühn

Wissenschaftler und Herzspezialisten im Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, untersuchten am Donnerstag die wohl älteste Mumie auf dem europäischen Kontinent, die nach einer dreijährigen Tournee durch große amerikanische Museen aller Voraussicht nach bald der Publikumsmagnet im Lippischen Landesmuseum Detmold sein wird. Im Mittelpunkt der aktuellen Untersuchungen stehen modernste Computertomographie-Aufnahmen (CT) im HDZ-Institut für Radiologie, Nuklearmedizin und molekulare Bildgebung unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Burchert. Dabei geht es vor allem um die Frage, ob das vor 6.400 Jahren verstorbene, acht bis zehn Monate alte Baby aus Peru möglicherweise an einem angeborenen Herzfehler verstorben sein könnte.

Die Mumie aus der völkerkundlichen Abteilung des Lippischen Landesmuseums ist eine der ältesten weltweit, wie sich vor fünf Jahren zeigte, als im Rahmen des »German Mummy Projects« Radiokarbondatierungen durchgeführt wurden. Das Projekt wurde 2007 vom Reiss-Engelhorn-Museum in Mannheim ins Leben gerufen mit dem Ziel, unter Beteiligung von Experten unterschiedlichster Disziplinen den Mumien ihre Geheimnisse zu entlocken. Von den jüngsten CT-Aufnahmen im Herz- und Diabeteszentrum erhoffen sich die Spezialisten Aufschluss darüber, ob das Baby, wie ehemals vermutet, möglicherweise an einem Vorhofseptumdefekt verstorben ist.

»Der Vorhof- oder auch Atriumseptumdefekt (ASD) ist eine der häufigsten angeborenen Fehlbildungen des Herzens«, erläutert Kinderkardiologe PD Dr. Nikolaus Haas, Oberarzt im Kinderherzzentrum und Zentrum für angeborene Herzfehler des Herz- und Diabeteszentrums NRW, Bad Oeynhausen, der die neuen Aufnahmen begutachten wird. »Allerdings ist die Erkrankung nicht lebensbedrohlich. Wir wollen herausfinden, ob es sich möglicherweise um eine seltene Variante oder einen speziellen komplexen Herzfehler gehandelt hat. Damit könnten wir womöglich nachweisen, dass angeborene Defekte dieser Art keine Entwicklung jüngerer Jahrhunderte sind, sondern dass es sie vor Jahrtausenden bereits gab.«

Die Untersuchungen werden mit einem hochauflösenden 126-Zeilen-Computertomographen vorgenommen, der u.a. eine dreidimensionale Bildgebung ermöglicht. Die sehr guten Bilder und Volumenbestimmungen könnten wichtige neue Informationen liefern über die Detmolder Babymumie, die älter als Ötzi ist. Vielleicht bringen sie auch ans Tageslicht, was bis heute ein Geheimnis ist: Ob es sich bei der Mumie um ein Mädchen oder einen Jungen handelt.

Sehr froh über das Angebot des Herz- und Diabeteszentrums NRW, Bad Oeynhausen, ist der Leiter des Lippischen Landesmuseums Detmold, Dr. Michael Zelle. »Archäologisch-historische Forschung zeichnet sich heute durch interdisziplinäre Zusammenarbeit mit naturwissenschaftlichen Disziplinen aus. Auf diese Weise können wichtige Informationen zur Lebenswelt und Lebensweise der Menschen vergangener Kulturen gewonnen werden«, so Zelle.

Ausstellung

»Leben und Tod im Alten Peru«
Vom 12. April 2014 bis 9. November 2014
Lippisches Landesmuseum Detmold
www.lippisches-landesmuseum.de

Babymumie vor CT
Die Babymumie aus Peru vor dem Computertomographen im Herz- und Diabeteszentrum NRW (v.l. n.r.): PD Dr. Nikolaus Haas, Dr. Michael Zelle, Prof. Dr. Wolfgang Burchert. Foto: Armin Kühn