Die ersten Folgen des Krieges im Irak

Nach dem knapp drei Wochen andauernden Irak-Krieg zeichnen sich die ersten sichtbaren Folgen für die Archäologie ab. Während die Gefahr der Zerstörung durch die Luftangriffe weitgehend gebannt sein dürfte, stellen die Plünderungen von Museeun und archäolgischen Stätten ein kaum kontrollierbares Problem dar.

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Der merkwürdige Ausnahmezustand, in den Bagdad in den vergangenen Tagen gefallen ist, stellt für die westlichen Beobachter ein beinahe belustigendes Phänomen dar: Scharen von irakischen Einwohnern lächeln mit erhobenem Daumen in die Kameras der Reporter und ziehen dabei vollgestapelte Anhänger mit geplünderten Möbelstücken und Antiqitäten hinter sich her. Besonders begehrte Stücke sind dabei die archäologischen Fundstücke von Antiquitätenhändlern und Museen. Nach Angaben von Reportern ist auch das archäologische Museum in Bagdad Opfer von Plünderungen, wovon zerstörte Statuen und zerbrochene antike Gefäße aus dem Museum traurige Zeugnisse abgeben.

Die erste Gefahr für die archäologischen Stätten, die Zerstörungen durch Luftangriffe, scheint nun weitgehend gebannt zu sein. Wie von vielen Archäologen erwartet, sind mehrere Museen in den Zentren davon betroffen. Wie die Unesco vor einigen Tagen berichtete, sind die Museen von Tikrit und Mosul sowie eine Sammlung bedeutender Kunstgegenstände aus einem Präsidentenpalast bei den Bombardements in Mitleidenschaft gezogen worden. Wie groß das Ausmaß der archäologischen Stätten ist, läßt sich noch nicht mit Sicherheit sagen, weil sich die Medienberichte derzeit auf die Zentren des Landes konzentrieren.

Nach Angaben eines australischen Militärspreches hatten die irakischen Streitkräfte ihre Panzer dicht bei den Ruinen der Parther- und Sassanidenstadt Ktesiphon stationiert, um den Luftangriffen zu entgehen - eine Taktik, die insbesondere im zweiten Golfkrieg beim irakischen Militärs oft angewandt worden ist. Doch bereits die schweren Erschütterungen können die eindrucksvollen, aber dafür äußerst fragilen sassanidischen Bauten zum Einsturz bringen.

Mounir Bouchenaki, Vizegeneralsekretär der Unesco, sprach im Zuge der Zerstörungen von archäologischen Stätten im Irak von "alarmierenden Informationen", welche die Unsesco in den vergangenen Tagen erhielt. Dabei sind auch die Denkmäler aus der jüngeren Geschichte des Irak, die sich vor allem in den heutigen Zentren befinden, extrem gefährdet. Die Altstadt der lange umkämpften Stadt Basra, geprägt durch ihre Fachwerkarchitektur aus dem 18. und 19. Jahrhundert, blieb von den Zerstörungen nicht unverschont. Bouchenaki macht sich daher nicht nur Sorgen um die "antiken Denkmäler der Sumerer und Babylonier, sondern auch um die religiös und kulturell heute wichtigen Stätten."

Das Ausmaß der Zerstörungen und der Plünderungen ist im derzeitigen Chaos, das sowohl in den Hauptstätten als auch in den sichtlich überforderten Medien herrscht, noch nicht kalkulierbar. Fakt ist jedoch, dass jetzt sowohl die Museen als auch die archäologischen Ausgrabungsstätten unbeaufsichtigt und damit die ersten Opfer der Plünderungen sein werden.