Byzantinisches Gold in der Uckermark

In Brandenburg haben Archäologen Goldmünzen aus der Völkerwanderungszeit gefunden. Es handelt sich um acht sogenannte Solidi, z.T. Prägungen aus Konstantinopel und Rom, aber auch von germanischen Königen. Sie sind vermutlich im sechsten Jahrhundert vergraben worden - zu einer Zeit in der die Uckermark weitgehend unbesiedelt war und als Thüringen zur fränkischen Provinz wurde.

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Diese Goldmünzen fanden Brandenburger Archäologen. Foto: D. Sommer

Acht goldene Münzen – jede etwa 4,4 g schwer – versetzen Brandenburgs Archäologen und Numismatiker derzeit in wahre Begeisterung. Die sogenannten Solidi aus der Völkerwanderungszeit – dem 6. Jh. – fanden sich im November 2011 verstreut in den Tiefen eines Ackers bei Biesenbrow in der Uckermark. Sie stammen ursprünglich aus Konstantinopel und Rom, teilweise sind es auch Prägungen der germanischen Könige aus dem 5. und 6. Jh. Die Münzen zeigen auf der Vorderseite die Herrscher mit Namen und Titel, auf der Rückseite eine Viktoria-Figur mit Kreuz, einen Triumphspruch und die Münzstätte.

Das Gold muss um das Jahr 550 in nahezu menschenleerer Wildnis in den Boden gelangt sein. Bisher gibt es nämlich keinerlei Funde, die auf eine Besiedlung dieser Gegend zu jener Zeit hindeuten würden: die Germanen waren bereits nach Süden und Westen abgewandert, die Slawen noch nicht angekommen.

Der Fund ist das spektakuläre Resultat eines Forschungsprojektes, das sich geradezu detektivisch auf die Suche nach einem seit dem 19. Jh. durch die Fachwelt geisternden byzantinischen Goldschatz begeben hatte. Zwischen 1840 und 1885 waren immer wieder einzelne Solidi aufgetaucht und – bis auf vier vom Berliner Münzkabinett
und vom Märkischen Museum angekaufte Exemplare – wieder verschwunden. Nach Ermittlungen eines Schulmeisters noch im 19. Jh. sollten es Stücke eines mindestens 200 Münzen umfassenden, »bei der Hintermühle« nahe Biesenbrow versteckten Schatzes gewesen sein. Erst das engagierte Zusammentragen aller Details aus Akten und Karten, zuletzt der Einsatz von Metallsonden, führten schließlich zu den Münzen.

Die Münze mit der Darstellung des Franken- und Merowingerkönigs Theudebert (533–548) eröffnet einen interessanten Blick auf den geschichtlichen Hintergrund des Verbergens am abgelegenen Ort. Im späten 5. Jh. hatte sich in Thüringen eine bedeutende germanische Herrschaft gebildet, deren Macht und Einfluss weit in den heutigen nordostdeutschen Raum reichten. Die Thüringer gerieten jedoch zunehmend in Konkurrenz mit dem Frankenreich der Merowinger, die in jener Zeit von Gallien aus nach West- und Mitteleuropa expandierten. 531 verloren die Thüringer die entscheidende Schlacht an der Unstrut. Ihr König, Herminafried, floh. 534 ließ er sich durch Versprechungen ins Frankenreich locken. Im Gespräch mit Theudebert, der uns auf der Münze begegnet, stürzte man ihn in Zülpich im Rheinland hinterrücks von den Burgmauern in den Tod. Thüringen wurde zur fränkischen Provinz, politische Unruhen und militärische Konflikte hielten aber noch Jahrzehnte an. In diesen Wirren, so kann man vermuten, dürfte der Schatz vergraben worden sein.

Die gefundenen Münzen direkt nach der Bergung. Foto: K. Feike