Christen und Muslime im mittelalterlichen Nordapulien

Videoreihe zum mittelalterlichen Siedlungsplatz Tertiveri

Historiker aus Trier & Mainz präsentieren auf L.I.S.A., dem Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung, eine Visualisierung von Ausgrabungen in Nordapulien und Ergebnissen eines Forschungsprojekts über die Transformation eines christlichen Bischofssitzes zu einer sarazenischen Adelsresidenz in insgesamt sieben Episoden.

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Screenshot L.I.S.A Wissenschaftsvideo Tertiveri

Bei L.I.S.A., dem Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung, ist eine siebenteilige Videoserie zum Forschungsprojekt »Christen und Muslime im mittelalterlichen Nordapulien: Archäologische Untersuchungen in Tertiveri« erschienen. Die einzelnen Episoden, die in deutscher, englischer und italienischer Sprache online verfügbar sind, begleiten die Ausgrabungen in Tertiveri und visualisieren die Projektergebnisse. Das Videoprojekt unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Michael Matheus vom Historischen Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Prof. Dr. Lukas Clemens vom Fachbereich III – Mittelalterliche Geschichte der Universität Trier wurde von der Gerda Henkel Stiftung und dem WissenschaftsCampus Mainz: Byzanz zwischen Orient und Okzident gefördert. Matheus und Clemens leiten das der Videoreihe zugrunde liegende Forschungsprojekt, das aktuell in Kooperation mit dem Deutschen Historischen Institut (DHI) in Rom fortgeführt wird.

Im Mittelpunkt des Forschungsprojekts und damit auch der Videoserie steht der mittelalterliche Siedlungsplatz Tertiveri im nördlichen Apulien in der sogenannten Capitanata. Der in byzantinischer Zeit entstandene kleine Bischofssitz bestand mindestens seit dem 11. Jahrhundert und wurde im Verlauf des späten Mittelalters zur Siedlungswüstung. Im Jahr 1296 erhielt der muslimische Ritter Άbd al-Άzīz das damals unbewohnte Tertiveri für seine militärischen Leistungen als königliches Lehen – unter der Bedingung, dort keine Christen ansiedeln zu lassen. Die in Lehensform gekleidete Übergabe von Tertiveri unterstreicht damit eindrücklich die herausgehobene Stellung des ritterlichen Muslims, über dessen Herrschaft schriftliche, aufgrund gerichtlicher Auseinandersetzungen mit benachbarten Herrschaftsinhabern angefertigte Zeugnisse Auskunft geben. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts konvertierte Άbd al-Άzīz auf herrschaftlichen Druck zum Christentum und nahm den Taufnamen Nikolaus an.

Ziel des Forschungsprojekts »Christen und Muslime im mittelalterlichen Nordapulien: Archäologische Untersuchungen in Tertiveri« ist es, die Transformation Tertiveris von einem christlichen Bischofssitz in eine sarazenische Adelsresidenz nachzuzeichnen und dabei zum einen die Nutzung der christlichen Kultbauten in muslimischer Zeit, zum anderen die unterschiedlichen sozialen und ethnischen Bevölkerungsgruppen in den Blick zu nehmen.