Reich ausgestatteter Kenotaph aus der Glockenbecherzeit entdeckt

Bei Ausgrabungen an der Regionalstraße 30 bei Köfering im Landkreis Regensburg traten zahlreiche Funde zutage, darunter eine glockenbecherzeitliche Grabanlage mit außergewöhnlich reichen Beigaben - jedoch fehlen trotz exzellenter Erhaltungsbedingungen jegliche Spuren einer Bestattung.

Glockenbecherfunde von Köfering
Funde aus dem Glockenbechergrab bei Köfering. Foto: BLfD / Westermann

Siedlungsbefunde wie Gräben, Gruben und Pfostenlöcher sowie Hausgrundrisse und Bestattungen wurden bei Ausgrabungen zwischen Köfering und Poign entdeckt. Diese fanden im Zuge des geplanten Baus der R30-Trasse statt. Insgesamt wurden 102 archäologisch relevante Strukturen untersucht. Unter diesen Befunden, die von der Jungsteinzeit bis in die römische Kaiserzeit reichen, sticht ein Grab heraus, das in die Glockenbecherzeit und damit in die zweite Hälfte des dritten Jahrtausends vor Christus datiert werden kann. 

Das Grab von Köfering ist bislang die komplexeste Grabanlage aus dieser Zeit: eine Grabkammer von etwa zwei auf drei Meter wurde aus hölzernen Bohlen errichtet und von einem Kreisgraben umgeben, dessen Aushub für einen kleinen Hügel über der Kammer genutzt worden war. Darin standen neun Gefäße, zwei weitere auf deren ehemaliger hölzernen Abdeckung. Elf geflügelte Pfeilspitzen aus Feuerstein und mehrere verzierte Knochenpfrieme lagen gruppiert am Boden des Grabes.

Dr. Christoph Steinmann, Archäologe am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, ergänzt: »In Süddeutschland ist dieser Fund bislang einmalig. Außergewöhnlich ist auch die Zahl von gleich vier Armschutzplatten aus Stein. Sie wurden am Unterarm getragen, um diesen vor dem Zurückschnellen der Bogensehne zu schützen.«

Für Bestattungen üblich waren damals in der Regel einfache Erdgräber mit den der Epoche namensgebenden Glockenbechern, Teile der Bewaffnung mit Pfeil und Bogen und persönliche Schmuckgegenstände aus Knochen und in seltenen Fällen sogar aus Gold. Trotz exzellenter Erhaltungsbedingungen fehlen Spuren des oder der Bestatteten. Solche Leergräber, sogenannte Kenotaphe, sind in dieser Epoche zwar nicht unbekannt, aber sehr selten.

Die Glockenbecherkultur ist eine der wenigen paneuropäischen archäologischen Kulturen der vorchristlichen Jahrtausende, deren namensgebende Glockenbecher in Gräbern von England bis Italien und von Portugal bis Ungarn vorkommen. Die Untersuchungen auf der Trasse der R30 Südspange Poign-Köfering trugen wesentlich zur Erweiterung des Wissens und der Datenlage zur archäologischen Landschaft rund um Köfering bei. 

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