Archäologische Dokumentation und Forschung im Oberlausitzer Braunkohletagebau für die nächsten fünf Jahre gesichert

Landesamt für Archäologie Sachsen und LEAG unterzeichnen neue Vereinbarung

Ohne Unterbrechung kann die archäologische Betreuung der Braunkohleabbaue in Ostsachsen bis Ende 2024 fortgesetzt werden. Die Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG) und das Landesamt für Archäologie Sachsen haben dazu eine neue Vereinbarung mit einer Laufzeit von fünf Jahren unterzeichnet.

Ausgrabung im Tagebau Nochten
Archäologische Untersuchung der jungbronzezeitlichen Siedlung im Tagebau Nochten. Foto: LEAG

Schon seit den neunziger Jahren werden archäologische Fundstätten in den Vorfeldern der Tagebaue Reichwalde und Nochten durch das Landesamt für Archäologie Sachsen fachgerecht ausgegraben und wissenschaftlich untersucht, finanziert durch den Bergbaubetreiber. Das Landesamt für Archäologie Sachsen unterhält zu diesem Zweck seit 2007 eine eigene Arbeitsstelle in Weißwasser, wo über 30 Archäologen, Grabungstechniker und Facharbeiter ständig stationiert sind. Sie konnten bisher zahlreiche neue Fundstellen aufspüren und eingehend untersuchen.

»Die starke Unterstützung durch die LEAG ermöglicht die kontinuierliche und lückenlose denkmalpflegerische Betreuung der Oberlausitzer Braunkohletagebaue. Die großflächige Untersuchung vernetzter Fundstellen in ihrem landschaftlichen Kontext eröffnet der archäologischen Forschung außergewöhnliche Möglichkeiten« erläutert Dr. Regina Smolnik, Landesarchäologin des Freistaats Sachsen.

»Bergbau in der Lausitz hat eine lange Geschichte und Tradition«, unterstreicht Thomas Penk, Leiter Rekultivierung, Umsiedlung und Immobilien bei der LEAG. »Deshalb ist es für uns als Bergbaubetreiber nicht nur Verpflichtung, sondern auch ein besonderes Anliegen, dass Archäologen die einzigartigen Möglichkeiten der ausgedehnten Flächen im Tagebauvorfeld nutzen können, um detailreich und im großen wissenschaftlichen Zusammenhang Lausitzer Geschichte zu dokumentieren und für die Nachwelt zu bewahren.«

Vor kurzem wurden im Tagebau Nochten südlich von Trebendorf einmalige Zeugnisse der Bronzezeit aufgedeckt. Ein dörfliches Areal mit mindestens 7 Häusern und hunderten Vorratsgruben wurde um 1200 v. Chr. für 2- 3 Generationen von einer Siedlungsgemeinschaft der Lausitzer Kultur errichtet. Nur wenige hundert Meter entfernt bestatteten sie ihre Toten in Brandgräbern. Der Friedhof mit 7 Grabhügeln und über 120 Brandgräbern konnte vollständig untersucht werden.

Derzeit steht ein großes Wohn- und Wirtschaftsareal der römischen Kaiserzeit (2. – 3. Jahrhundert n.Chr.) im Fokus der Forscher, wo in der Nähe von Fachwerk- und Grubenhäusern intensiv Eisenerz aufbereitet und verhüttet wurde. Ganze Rennofenbatterien zeugen von einer fast schon industriellen Metallgewinnung der Germanen. Diese Industriezone der Frühgeschichte erstreckt sich noch weit in das ab 2020 zu betreuende Gelände im Tagebau Nochten.

Landschaftsarchäologische Forschungen zu Raseneisenerzvorkommen der damaligen Zeit liefern Grundlagen zum Verständnis der materiellen Grundlagen des Lebens in der Vergangenheit. Zeugnisse vom Ende der Eiszeit (um 12.000 v.Chr.) aus dem Vorfeld des Tagebaues Reichwalde zeigen zudem, dass der Mensch schon vor Jahrtausenden in der Oberlausitz aktiv war.

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