Eisenzeitliche Siedlung bei Attendorn entdeckt

In Attendorn (Kreis Olpe) stießen Archäologen unter Leitung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) auf die Überreste einer über 2.000 Jahre alten Siedlung. Derzeit dokumentieren die Wissenschaftler alle Spuren, denn schon bald soll hier ein Gewerbegebiet entstehen.

Ausgrabung Attendorn 2018
Die archäologischen Untersuchungen fanden in Attendorn-Fernholte auf großer Fläche statt. Foto: LWL/ M. Zeiler

20 Hektar groß ist die Fläche, auf der die Archäologen einer Fachfirma zahlreiche Pfostenlöcher fanden. Sie sind die letzten Zeugen von längst vergangenen Holzhäusern, in denen die Menschen hier gelebt haben. Solche Pfostenlöcher zeigen sich nur noch als Verfärbungen im Boden. »Die Erhaltungsbedingungen für derartige Siedlungsspuren sind im Mittelgebirge oft schwierig«, erläutert Prof. Michael Baales von der LWL-Archäologie für Westfalen. »Während der letzten zwei Jahrtausende ist mehr als ein Meter Erdreich in die Täler erodiert.« Wind, Wasser und Ackerbau tragen den Boden immer weiter ab.

Die Archäologen haben noch zwei etwa einen Meter tiefe zylindrische Speichergruben gefunden. »Derartige tiefe, schachartig in den Boden gegrabene Silos haben wir bisher im Mittelgebirgsraum noch nie entdecken können«, so Baales. Die Speichergruben dienten zur Lagerung von Getreide. In einer dieser tiefen Gruben fanden die Forscher ein zerdrücktes Keramikgefäß. Anhand dieses Gefäßes können die Wissenschaftler die Siedlungsspuren in die Vorrömische Eisenzeit datieren, also die Epoche von 800 vor Christus bis Christi Geburt.

Ursprünglich muss es von der Siedlung deutlich mehr Überreste gegeben haben, die mittlerweile der Bodenerosion zum Opfer gefallen sind. Das belegen weitere verstreute Keramikscherben.

Dass der Mittelgebirgsraum in der Vorrömischen Eisenzeit bereits besiedelt war, belegen in der Region vor allem Funde aus Höhlen und den damals mit Wallanlagen befestigten Bergkuppen. Durch die jüngsten Grabungsergebnisse wird das Bild nun endlich um ein bislang fehlendes, wichtiges Puzzleteil ergänzt: die dazugehörigen Siedlungsfunde. Dies macht die aktuelle Entdeckung zu einer wissenschaftlich bedeutenden Erkenntnis. 

Das Gelände in Fernholte hat flache Hänge und Gewässernähe und war damit gut zum Siedeln geeignet. Daher war schon vor Beginn der Grabungen zu vermuten, dass hier alte Siedlungsbereiche, also Bodendenkmäler, liegen. Im Herbst vergangenen Jahres hatte die Stadt Attendorn aus diesem Grund eine Firma beauftragt, die unter der Fachaufsicht des LWL auf dem Areal systematisch mehrere Suchschnitte mit dem Bagger anlegte. Dabei stießen sie im Norden der Planfläche auf die Spuren. 

Im Mai und Juni dieses Jahres haben die Archäologinnen dann die beiden Fundstellen ausgegraben. Für die Entstehung des Gewerbegebietes muss nun noch ein Bachlauf umgelegt werden. Diese Arbeiten werden die Archäologen ebenfalls begleiten. Sobald auch dort alle Befunde wissenschaftlich dokumentiert und alle Funde fachgerecht geborgen sind, kann aus archäologischer Sicht der Bebauungsplan Fernholte umgesetzt werden.

Eisenzeitliche Vorratsgrube im Profil
Prof. Dr. Michael Baales (LWL-Archäologie für Westfalen) neben der Vorratsgrube mit dem zerdrückten Keramikgefäß, die von den Archäologen entdeckt wurde. Foto: LWL/ E. Cichy
Eisenzeitliche Keramikscherben
Diese Keramikscherben gehören zu dem zerdrückten Gefäß aus der Vorratsgrube und ermöglichen die Datierung in die Vorrömische Eisenzeit. Foto: ARCHBAU GmbH
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