Überraschende Funde aus der Jungsteinzeit in Paderborn

Archäologen unter der Fachaufsicht des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) haben in Paderborn eine überraschende Entdeckung gemacht: Die Siedlungsspuren auf dem Gelände des Neubaugebietes Springbach Höfe reichen weiter zurück als gedacht. Neben Hausfundamenten, Gruben und Keramikscherben aus dem Mittelalter stießen die Archäologen aktuell auf 6.000 Jahre alte Spuren aus der Jungsteinzeit.

Grundriss eines Hauses aus der Jungsteinzeit
Diese Pfostenlöcher bilden den Grundriss eines Hauses aus der Jungsteinzeit. (Foto: Archäologie am Hellweg e.G./ E. Manz)

"Ein Siedlungsplatz aus der Jungsteinzeit ist aus archäologischer Sicht besonders bemerkenswert", erklärt die Stadtarchäologin von Paderborn Dr. Sveva Gai. "In der Jungsteinzeit fingen die Menschen damit an, sich dauerhaft an einem Ort niederzulassen." Bei Springbach Höfe fanden die Ausgräber zwei Hausgrundrisse, die sich nur noch durch die regelmäßigen Spuren ihrer Pfosten nachweisen lassen. Anhand von Keramikscherben können die Forscher die Häuser in die Jungsteinzeit datieren "Das Highlight unter den Funden ist ein kleines Steinbeil aus dieser Zeit", führt Dr. Martin Kroker an, Leiter des LWL-Museums in der Kaiserpfalz in Paderborn. "Dass wir hier eine Besiedlung der Jungsteinzeit nachweisen können, ist für Paderborn von großer Bedeutung." Die Funde gehören zur sogenannten Michelsberger Kultur, eine steinzeitliche Gruppe des 5. und 4. Jahrtausends vor Christus.

Darüber hinaus fanden die Mitarbeiter der archäologischen Fachfirmen weitere Hinterlassenschaften aus dem 9. bis 12. Jahrhundert. Die mittelalterliche Siedlung im Osten von Paderborn war bislang völlig unbekannt. Zwei Räume eines Kellers wurden in den Kalksteinboden gehauen und nach Abriss des Hauses wieder zugeschüttet. In der Verfüllung fand sich neben Keramikscherben auch eine Pfeilspitze aus Eisen. Ein Webgewicht deutet darauf hin, dass in dem Haus auch Stoffe gefertigt wurden. "Die neuen Funde lassen eine Datierung des Kellers in das 11. Jahrhundert zu", so Kroker. Offenbar fiel das Gebäude über dem Keller einem Feuer zum Opfer. Darauf deuten Brandspuren an den Kellerwänden und in der Verfüllung hin.

Neben dem großen Keller gibt es auch noch kleinere Gruben in dem Kalkgestein. Diese wurden wahrscheinlich im 9. Jahrhundert als Grubenhäuser angelegt. Hierbei handelt es sich um Wohn- oder Werkstattgebäude, die in den Boden eingegraben wurden. Im 11. Jahrhundert wurden die Vertiefungen erneut genutzt, und zwar als Keller eines Hauses. Pfostenspuren belegen, dass die Gruben in einen größeren Holzbau integriert wurden.

Die Ausgrabungen in dem 11 Hektar großen Neubaugebiet laufen trotz des schlechten Wetters auf Hochtouren. Während im letzten Jahr hauptsächlich die Straßentrassen untersucht wurden, erforschen die Wissenschaftler nun auch die Baugrundstücke. Die große Fläche erfordert den gleichzeitigen Einsatz von drei archäologischen Firmen. "Ein solches Großprojekt gelingt nur mit der sicheren und konstanten Fachaufsicht der Stadtarchäologie Paderborn an der Schnittstelle zwischen Auftraggeber und Archäologen", so Gai. "Besonders erfreulich ist auch die reibungslose und kollegiale Zusammenarbeit mit der Projektleitung des Neubaugebiets und mit den verschiedenen Stadtämtern sowie den vor Ort tätigen Tiefbaufirmen", fügt Robert Süße, wissenschaftlicher Volontär bei der Stadtarchäologie Paderborn, hinzu. Die Ausgrabungen dauern voraussichtlich noch bis Ende September.

Mittelalterlicher Hauskeller in den Kalkstein geschlagen
Dieser mittelalterliche Hauskeller wurde in den Kalkstein geschlagen. (Foto: Archäologie am Hellweg e.G./ E. Manz)
Luftbild auf den nordöstlichen Bereich der Grabungsfläche
Luftbild auf den nordöstlichen Bereich der Grabungsfläche. Unter dem Schnee verborgen liegen die Hauskeller und Pfostenlöcher. (Foto: EggensteinExca, R.Gündchen)
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