Mittelalterliches Gehöft in Velen-Ramsdorf freigelegt

In Velen-Ramsdorf (Kreis Borken) haben Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) bei Ausgrabungen im Vorfeld von Bauarbeiten Reste von Häusern aus dem Mittelalter entdeckt. Auf einer Fläche von 1.500 Quadratmetern standen auf dem geplanten Neubaugebiet einst drei Holzbauten, die zu einem bäuerlichen Gehöft gehörten.

Ausgrabung eines mittelalterlichen Gehöftes
Grabungshelfer vermessen und zeichnen die archäologischen Befunde. Foto: LWL/S. Deiters

Nachdem der Oberboden mit einem Bagger abgetragen wurde zeichneten sich die ehemaligen Pfosten der Häuser als dunkle Verfärbungen im Boden ab. So konnten die LWL-Archäologen die Grundrisse rekonstruieren. Das größte Haus war 22,5 Meter lang.

Bislang können die Ausgräber noch nicht sicher sagen, aus welcher Zeit die Häuser stammen. Momentan sind die Häuser nämlich noch nicht vollständig ausgegraben. Die Archäologen hoffen noch auf weitere Funde, die eine genauere Datierung ermöglichen. »Aufgrund typischer Merkmale der Bauweise können wir aber schon zwei Häuser grob datieren«, erläutert Grabungsleiter Stephan Deiters. »Ein Gebäude stammt aus dem 8. oder 9. Jahrhundert, ein anderes aus dem 9. bis 12. Jahrhundert.«

Bei diesen sogenannten Pfostenbauten werden die tragenden Holzpfosten tief in den Boden eingegraben. Dadurch verrotten sie schnell, sodass die Lebensdauer dieser Häuser auf wenige Jahrzehnte begrenzt ist. Wenn das alte Haus marode wurde, war also ein Neubau erforderlich. Dieser wurde meistens in der Nähe errichtet. Die Archäologen des LWL vermuten daher, dass sich in der Umgebung noch weitere Hausreste im Boden befinden. »Die drei Häuser, die wir bislang entdeckt haben, sind wahrscheinlich verschiedene Generationen eines Gehöfts«, so Deiters.

Seit Juni gräbt die LWL-Archäologie in Kooperation mit der Stadt Velen in dem Neubaugebiet an der Birnbaumallee in Ramsdorf. Erste Voruntersuchungen hatten bereits im März stattgefunden. Auf der Fläche, die bis zuletzt als Acker genutzt worden war, hatten die Archäologen mehrere Suchschnitte angelegt. Dabei zeigte sich, dass hier Reste einer mittelalterlichen Hofanlage verborgen waren. Aufgrund dieser Erkenntnisse führen die Forscher die aktuelle Ausgrabung durch.

Die Archäologen erwarten, in den nächsten Wochen noch weitere Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie das mittelalterliche Gehöft einmal ausgesehen hat. Die Ausgrabung wird Ende August abgeschlossen sein.

Pfostengrube mit Holzrest
Blick in eine Pfostengrube mit erhaltenen Holzresten. Foto: LWL/S. Deiters
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