Auf der Holsterburg steht die neue Ausgrabungssaison ganz im Zeichen der 3-D-Rekonstruktion

Diesmal gehen die Bagger tiefer als jemals zuvor: Die Schaufeln der Archäologen haben zu Beginn der neuen Grabungssaison einen tiefen Graben um die Holsterburg bei Warburg gelegt. Damit wird der Weg frei für den Blick auf die Schaufassade der nördlichsten achteckigen Burganlage in Europa. Denn der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) will die einzigartige stauferzeitliche Burg für zukünftige Ausstellungspräsentationen in 3D virtuell wieder zu ihrer einstigen Pracht zurückkehren lassen. Dafür wird ein Laserscanner jedes noch so kleine Detail erfassen.

Holsterburg Luftbild
Die Holsterburg aus der Luft zum Beginn der neuen Grabungssaison. Foto: LWL/R. Klostermann

Denn während die aktuelle archäologische Landesausstellung von Bonn ins Lippische Landesmuseum nach Detmold weiterzieht und dort ab dem 1. Juli auch die aktuellen Ausgrabungsergebnisse der Holsterburg präsentiert, laufen die Vorbereitungen für weitere Projekte. 2018 soll die Holsterburg eine wesentliche Rolle in der geplanten archäologischen Bundesausstellung in Berlin spielen. Spätestens bei der nächsten Landesausstellung in NRW 2020 soll sie sich dann als 3D-Rekonstruktion präsentieren. Damit das rechtzeitig klappt, bilden die aufwändigen Arbeiten schon jetzt den Schwerpunkt der neuen Grabungssaison.

Seit Mitte April sind die Grundmauern der außergewöhnlichen Burg wieder von schützenden Sandsäcken und Planen befreit. Bis zu fünf Meter tief reicht der Graben, den der Bagger angelegt hat, an zwei ausgesuchten Punkten. »Damit haben wir jetzt den Blick an mehreren Stellen auf weite Teile der Schaufassade der Burg frei«, erläutert Grabungsleiter Kim Wegener. »Gerade die Fassade ist für die Wehrarchitektur der damaligen Zeit in einer einzigartig hochwertigen, akkuraten und aufwändigen Bauweise errichtet worden.« Die Untersuchungen werden zeigen, ob die bisherigen punktuellen Erkenntnisse sich bestätigen.

Dafür wird ein Lasercanner mit neuester Vermessungstechnologie eingesetzt. Mithilfe der erfassten Bilder kann das Mauerwerk digital in einer dreidimensionalen Variante neu entstehen. Auf dieser Grundlage lässt sich dann das frühere Aussehen der Burg rekonstruieren. Spezielle Messkameras und Messmethoden ermitteln die genaue räumliche Lage eines Objektes und seine dreidimensionale Form.

Auch im Inneren der Burg werden die Archäologen weiter forschen. So soll insbesondere ein Gebäude näher untersucht werden, das zur südwestlichen Randbebauung gehört. Hier war auch die Feuerungsanlage für die ungewöhnliche Warmluftheizung untergebracht, mit der die Burganlage beheizt wurde. »Wir hoffen, hier die Feuerung komplett dokumentieren zu können«, schildert Wegener. Denn auch diese Heizungsanlage macht die Burg besonders: Ein in Teile der Außenmauer integrierter Kanal schickte die Wärme in einzelne Gebäudeteile. Eine Technik, die in modernerer Form heute noch verwendet wird.

Weil das Interesse an der Burg groß ist, wird es auch in diesem Jahr Führungen über die Ausgrabungen geben. Insbesondere am Tag des offenen Denkmals am 11. September hat jeder die Gelegenheit, die Besonderheiten der Burg mit eigenen Augen zu sehen. Genaue Termine werden noch bekannt gegeben.

Die Rekonstruktion der Holsterburg ist von wissenschaftlicher Bedeutung, weil die Burg nicht nur in Westfalen einzigartig ist. In Europa gibt es nur wenige oktogonale Burgen von dieser Qualität. Zudem ist in den historischen Quellen nur wenig über die stauferzeitliche Anlage überliefert. Archäologisch ist der Bau ab etwa 1170 zu fassen. Sie wurde zum Zankapfel der regionalen Machthaber. An einer wichtigen Verkehrsverbindung gelegen, stach sie mit ihrer besonderen Architektur aus der westfälischen Burgenlandschaft heraus. Die Holsterburg und die angrenzende Siedlung Holthusen wurden 1294 von einem Städtebündnis unter Führung der Stadt Warburg zerstört, die Burg geplündert und die verbliebenen baulichen Reste vollständig mit Erde überdeckt. Die Burg geriet in Vergessenheit.

»Umso wichtiger ist es, das wir von dieser Burg ein vollständiges Bild erhalten. Die Rekonstruktion wird dazu beitragen«, betont der Leiter des Referates für Mittelalter- und Neuzeitarchäologie bei der LWL-Archäologie für Westfalen, Dr. Hans-Werner Peine.

Graben und Mauer
Tiefe Gräben geben den Blick frei auf die Schaufassade der Burg. Sie soll in 3D rekonstruiert werden. Foto: LWL/K. Wegener
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