Minerva-Forschungszentrum wird feierlich eröffnet

Das Minerva-Forschungszentrum an der israelischen Bar-Ilan-Universität in Ramat Gan, an dem die Universität Leipzig als deutscher Partner beteiligt ist, wird Anfang Juni feierlich eröffnet. Vom 6. bis 9. Juni findet deshalb in der Universitätsbibliothek in Leipzig ein großer Kongress statt, zu dem knapp 200 Wissenschaftler aus dem In- und Ausland erwartet werden.

»Wir wollen dabei den breiten thematischen Rahmen zeigen, den das Minerva-Zentrum hat - von der historischen Forschung bis zur aktuellen Lage in Syrien. Auch der Zeitrahmen, den wir untersuchen, ist groß«, sagt die Theologin Prof. Dr. Angelika Berlejung von der Universität Leipzig, die Co-Direktorin des Zentrums ist. Deshalb sei die Eröffnungsveranstaltung in mehrere Sektionen gegliedert, die sich unter anderem mit sprachlichen, archäologischen, religiösen, biblischen und aktuellen Aspekten dieses großen Themenkomplexes befassen.

In den kommenden fünf Jahren wird unter der Leitung des Archäologen Prof. Dr. Aren M. Maeir (Bar Ilan) als Direktor und Prof. Berlejung »das Konstrukt von autonomer Entscheidungsfindung und Wechselwirkungen am Fall von Israel und Aram in biblischen Zeiten« (zirka 1000 v. Chr. bis zirka 300 n. Chr.) erforscht. Dafür stellte die Minerva Stiftung 500.000 Euro zur Verfügung.

Ein Vortrag der Eröffnungskonferenz thematisiert die aktuelle Situation der christlichen Syrer. »Es ist einfach eine Katastrophe. Orientalische Christen sind in Syrien massiver Verfolgung ausgesetzt. Sie stehen kurz vor der Auslöschung. Darüber berichten die Medien viel zu wenig«, kritisiert Berlejung. Johny Messo, Präsident des World Council of Arameans, werde über die prekäre Lage sprechen.

Die Forscher aus Ramat Gan und Leipzig werden im Laufe dieses Jahres das Buch »Wandernde Aramäer: Die Aramäer außerhalb Syriens« vorlegen. Aram beziehungsweise die Aramäer waren die nördlichen Nachbarn Israels, die alte Kultur des ungefähren heutigen Staatsgebiets Syriens. Zu den Forschungsfragen des Großprojekts gehören theoretische und methodische Grundlagenforschungen wie die Ausgangsfrage, inwiefern es sich bei »Autonomie« oder »autonomer Entscheidungsfindung« um ein Konstrukt handelt, das für historische Forschung anwendbar und fruchtbar ist.

Das Minerva-Zentrum hatte bereits Mitte vergangenen Jahres seine Arbeit aufgenommen. Seither wurden mehrere Workshops veranstaltet und Stipendien an Doktoranden vergeben, die sich mit Teilbereichen der Thematik beschäftigen. »Es gibt auch mehrere größere Projekte unter dem Minerva-Dach, unter anderem die Ausgrabungen im nordisraelischen Tel Abel Bet Maacah«, berichtet Berlejung. Das Team unter der Leitung ihrer israelischen Kollegen Dr. Nava Panitz-Cohen und Dr. Omer Sergi sucht dort nach Spuren der Hauptstadt des frühen aramäischen Staats Maacah.

Ein wesentlicher Bestandteil der deutsch-israelischen Zusammenarbeit im Minerva-Zentrum sind zwei große Konferenzen jährlich, die jeweils in Leipzig und Ramat Gan unter Beteiligung renommierter Forscher ausgerichtet werden. Die nächste soll nach den Worten Berlejungs im Jahr 2017 stattfinden und sich mit den Religionen der Aramäer in den vergangenen drei Jahrtausenden befassen. Seitens der Universität Leipzig sind die Theologische Fakultät und die Fakultät für Geschichte, Kunst- und Orientwissenschaften in das Minerva-Projekt involviert.

Das Minerva-Zentrum wird zunächst bis 2021 gefördert und dann evaluiert. Im Falle eines positiven Ergebnisses würde die Minerva-Stiftung das Zentrum für weitere sechs Jahre fördern.

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