Grabungen am Kapellenberg werden fortgesetzt

Bei der mittlerweile sechsten Grabungskampagne auf dem 6.000 Jahre alten, jungsteinzeitlichen Fundplatz auf dem Kapellenberg bei Hofheim am Taunus werden weitere Flächen im Vorderbereich der etwa 45 Hektar großen Wallanlage untersucht. Die Archäologen erhoffen sich Anhaltspunkte zur Art und Dauer der Besiedlung der Anlage. Die Kampagne startet am 7. September. Sie wird von Studenten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in einer Zusammenarbeit zwischen dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum (RGZM) und der hessenARCHÄOLOGIE durchgeführt.

Geomagnetische Prospektion am Kapellenberg
Prospektionsarbeiten am Kapellenberg bei Hofheim am Taunus. Foto: Detlef Gronenborn / RGZM (2014)

Das Grabungsteam bittet ausdrücklich darum, die bereits gesetzten Markierungen im Boden zu belassen und auch keine privaten »archäologischen« Schürfungen zu unternehmen. Denn jeder Bodeneingriff zerstört das einmalige Denkmal Kapellenberg weiter und damit wichtige Erkenntnisse zur Vergangenheit des Rhein-Main-Gebietes und seiner Rolle in Europa. »Wer sich für unsere Arbeit am Kapellenberg und ihre Ergebnisse interessiert, ist zur öffentlichen Führung über das Grabungsgelände am 19. September willkommen«, so Professor Detlef Gronenborn, RGZM, der die Forschungen seit Anfang an leitet.

Bereits seit 2008 graben das RGZM und der Arbeitsbereich Vor- und Frühgeschichte des Instituts für Altertumswissenschaften der Johannes-Gutenberg Universität in Mainz in Zusammenarbeit mit der hessenARCHÄOLOGIE, sehr unterstützt von der Stadt Hofheim, am Kapellenberg in Hofheim. Die diesjährige Grabungskampagne wird vom 7. bis 25. September unter der örtlichen Grabungsleitung von Jonas Nowaczek durchgeführt, das Grabungsteam besteht aus Studierenden der Johannes-Gutenberg Universität Mainz.

Im Verlauf der vergangenen Jahre wurde deutlich, dass die Wallanlage um 4100 v. Chr. als Palisade begonnen wurde und nach 3600 v. Chr. ihre letzte, heute noch sichtbare Ausbauphase durchlief. Die Befestigung existierte zur Zeit der jungsteinzeitlichen Michelsberger Kultur (4300-3500 v. Chr.). Zahlreiche Oberflächenfunde im Innenraum zeigen, dass dort eine Siedlung existiert haben muss. Fraglich war jedoch, ob diese während der gesamten Existenz der Befestigung bestand oder nur in einem kürzeren Zeitraum. Auch war die Dichte der Besiedlung unklar. Diese Fragen wurden bereits 2013 und 2014 an einer Fläche in der Nähe des Meisterturmes angegangen, wo nur Siedlungsbefunde aus der Zeit zwischen 3700 und 3600 v. Chr. angetroffen wurden. Diese Ergebnisse wollen die Forscher nun an anderen Flächen überprüfen.

Bei geomagnetischen Prospektionen, die Partick Mertl M.A., Johannes-Gutenberg Universität Mainz, Im vergangenen Winter und Frühjahr durchführte, zeigten sich an mehreren Stellen in der Nähe des ehemaligen römischen Wachturms Anomalien im Magnetfeld. Diese sollen bei den Ausgrabungen im September genauer untersucht werden. Die Archäologen vermuten dort ehemalige Gruben und erhoffen sich datierbare Funde, um weitere Anhaltspunkte zur Dauer der Besiedlung im Innenraum der Anlage zu erhalten.

Rekonstruktion der Siedlung am Kapellenberg
Blick von außen (Norden) auf den Walldurchgang der Grabung 2012 mit dem letzten Palisadenstadium. Bukranien (Rinderschädel) und menschliche Schädel sind hypothetisch und nach Befunden aus dem Kraichgau hinzugefügt. Grafik: Michael Ober / RGZM (2012)
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