LWL erforscht in Saerbeck das Leben in der Eisenzeit

Dass sich die Menschen schon früh in der heutigen Gemeinde Saerbeck (Kreis Steinfurt) angesiedelt haben, ist bekannt, seit Archäologen vor über 30 Jahren Siedlungsspuren aus der Steinzeit und aus der Eisenzeit im nördlichen Münsterland untersuchten. Bei der aktuellen Ausgrabung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) kam zutage, wie die ersten Saerbecker Bauern Speicher, Stall- und Wohngebäude bauten und welche Keramik sie benutzten.

Markierte Pfostenlöcher auf der Grabung in Saerbeck
Die Baumstämme sind zwar aus der Gegenwart, aber sie markieren die Stellen, wo vor über 2000 Jahren Pfosten die Grundlage für ein stattliches Gebäude in Saerbeck bildeten. (Foto: LWL/Esmyol)

Die Landwirtschaft stand im Mittelpunkt der Siedlung, die von den LWL-Archäologen gerade untersucht wird. Wo aktuell die Bagger Rohstoffe für den modernen Hausbau bergen wollen, haben die Menschen vor mehr als 2.000 Jahren mit deutlich einfacheren Mitteln Häuser und Bauwerke für ihre landwirtschaftliche Existenz geschaffen.

Dunkle Flecken im Boden sind die Überreste von Holzpfosten, die vor vielen Jahrhunderten im Boden gegründet wurden - die Bauwerke selbst sind längst vergangen. Diese sogenannten Pfostenlöcher zeigen dennoch heute für die Fachleute den Grundriss und die Größe eines Vier-Pfosten-Speichers an, in dem das Getreide und das Saatgut sicher aufbewahrt wurden.

Ebenfalls bemerkenswert sind die Spuren, die ein eisenzeitliches Wohn- und Stallgebäude im Boden hinterlassen hat. Unzählige Pfosten sind verwendet worden, damit Mensch und Tier gemeinsam unter einem großen Dach vor Wind und Wetter geschützt leben konnten. 14 Meter lang und sieben Meter breit ist das Haus, das von den LWL-Archäologen aktuell dokumentiert wird. Dazu gehören auch Gruben, in der die Bewohner einige Keramik abgelegt haben - vermutlich im kultischen Zusammenhang mit dem Abriss des Hauses.

Die Spuren im Boden und die Funde wie Keramik und Hinterlassenschaften in Abfallgruben verraten einiges über den Lebensalltag in der Zeit des 8. Jahrhunderts vor Christus bis zur Ankunft der Römer um die Zeitenwende. Schon 1984 gab es eine Rettungsgrabung der Archäologen im Rahmen von Flurbereinigungsmaßnahmen. Damals kamen Siedlungsreste des Jung- und Spätneolithikums aus der Zeit zwischen 4.000 und 2.000 v. Chr. zum Vorschein - und auch Funde aus der Eisenzeit.

Die neueren Erkenntnisse sind auch deswegen interessant, weil es in der näheren Umgebung weitere archäologische Indizien für die frühe Besiedlung gibt. Beim Bau der B 219 wurde 1989 unter anderem ein Brandgräberfeld aus der späten Bronze- und frühen Eisenzeit entdeckt, das in den Zeitraum zwischen 1.200 bis 500 v. Chr. anzusiedeln ist.

In der jetzigen Sandgrube haben die LWL-Archäologen bereits 2012 zahlreiche Funde wie Feuersteinartefakte oder Keramikscherben von der Steinzeit bis in die Eisenzeit dokumentieren können. Ausgrabungsleiter Jürgen Gaffrey ist jedenfalls von den neuesten Erkenntnissen begeistert: "Das sind schöne und nicht alltägliche Funde und Befunde, die uns wertvolle neue Einblicke ermöglichen."

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