LWL untersucht in Hamm Siedlungsfläche der Eisenzeit

An vielen Orten in Westfalen sind die Spuren der vorrömischen Eisenzeit ab 800 vor Chr. bisher nur vereinzelt im Boden sichtbar geworden. Jetzt können die Wissenschaftler der LWL-Archäologie für Westfalen (LWL) in Hamm auf Grund eines Bauvorhabens erstmals großflächig und zusammenhängend die Siedlungskultur dieser Zeit erforschen.

Grabungsflächen westlich des Osterbönenener Weges
Die Grabungsflächen westlich des Osterbönenener Weges sind mittlerweile bereits vollständig untersucht. (Foto: Fa. Archaeonet)

Mittlerweile ist fast die Hälfte der Fläche untersucht, die von den Archäologen als Grabungsfläche festgelegt wurde. Mit den Ergebnissen ist die Olper Außenstelle der LWL-Archäologie für Westfalen mehr als zufrieden. "Die bisherigen Grabungsergebnisse bestätigen unsere Vermutungen, dass diese Region schon vor Christi Geburt bewohnt war und auch landwirtschaftlich genutzt wurde", resümiert LWL-Archäologin Eva Cichy. "Erstmals können wir in Westfalen hiermit großflächig ein eisenzeitliches und agrarisch geprägtes Siedlungsbild mit kleinen Gehöften und den dazugehörigen Gräbern für Südwestfalen nachweisen."

Schon seit Mitte August rollt der Bagger dort, wo sich künftig weitere Unternehmen und Firmen auf dem Gebiet der Stadt Hamm ansiedeln werden. Im Rahmen der Baumaßnahmen untersucht eine archäologische Grabungsfirma im Auftrag der Wirtschaftsförderung Hamm und unter der fachlichen Aufsicht der LWL-Archäologie für Westfalen, Außenstelle Olpe, die Flächen.

Im Vorfeld waren in dem Industriegebiet der Stadt Hamm und der Gemeinde Bönen Anzeichen für eine Besiedlung in der vorrömischen Eisenzeit in der Zeit vor Christi Geburt im Boden aufgetaucht. Damals offenbarten die Flächen zunächst auf Bönener Gebiet wichtige Indizien. Voruntersuchungen im Vorjahr zeigten, dass sich die Siedlungsaktivitäten auch auf dem Hammer Stadtgebiet beobachten lassen.

Sie sehen wenig spektakulär aus und sind für das ungeschulte Auge eigentlich nur dunkle Flecken im Boden: Die so genannten Pfostengruben, die auf der Fläche des InlogParcs in großer Anzahl gleich in mehreren Grabungsschnitten zum Vorschein kamen, vermitteln den Archäologen jedoch wichtige Informationen. "In diesen Gruben waren Pfosten in den Boden eingetieft, auf denen mehrere Gebäude von kleinen Gehöften errichtet wurden", so Eva Cichy. Ganze Hausgrundrisse lassen sich so rekonstruieren. Aus diesen Siedlungsspuren im Boden sind Rückschlüsse über die Größe der Gehöfte, über die Formen des Zusammenlebens und der Landwirtschaft, aber auch über den Alltag der Menschen möglich. So verraten Abfallgruben vieles über die Dinge, die im täglichen Miteinander verwendet wurden - etwas Keramik, Werkzeugreste oder auch Spuren der Nahrung. Gräber zeugen von Bestattungssitten und vom sozialen Gefüge der vorrömischen Gesellschaft.

"Wir haben uns ganz bewusst in einem sehr frühen Stadium dazu entschlossen, die archäologischen Untersuchungen durchführen zu lassen," erläutert Christoph Dammermann, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Hamm. "Wir wollen im InlogParc Unternehmen ansiedeln. Nach Abschluss der Ausgrabungen können wir untersuchte Grundstücke anbieten. Das gibt potentiellen Investoren ein hohes Maß an Planungssicherheit. Ich bin mir sicher, dass sich unser Engagement am Ende des Tages auszahlen wird", so Dammermann weiter.

Pfostengrube
Lediglich Pfostengruben bleiben im Boden erhalten und ermöglichen den Archäologen die Rekonstruktion von Hausgrundrissen. Funde in diesen Eingrabungen (wie die Scherbe im Bild) ermöglichen die zeitliche Einordnung dieser Siedlungsspuren. (Foto: Fa. Archaeonet)
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